
The Philosophies of Richard Wagner
Richard Wagner war nicht nur ein großer Komponist, sondern auch ein bedeutender Philosoph. Julian Young beginnt mit einer Untersuchung der Kunst- und Gesellschaftsphilosophie, die Wagner in seiner Zeit als revolutionärer Anarchist und Kommunist entwickelte.
Die Moderne, so Wagner, müsse aus ihrer gegenwärtigen Anomie durch die Wiedergeburt der griechischen Tragödie (dem ursprünglichen Gesamtkunstwerk) in Form des „Kunstwerks der Zukunft“ gerettet werden, ein Kunstwerk, für das seine eigenen Opern der Prototyp sind. Young untersucht dann die völlig andere Philosophie, die Wagner nach seiner Bekehrung 1854 vom Hegelschen Optimismus zum Schopenhauerschen Pessimismus konstruiert. Die „Erlösung“ wird nun nicht mehr zu einer zukünftigen Utopie im Diesseits, sondern zu einer „verklärten“ Existenz in einer anderen Welt, die nur durch den Tod erreicht werden kann.
Das Buch betrachtet Wagners Opern durch die Brille seiner Philosophie und bietet oft neue Interpretationen von Lohengrin, dem Ring-Zyklus, Tristan und Isolde, Die Meistersinger und Parsifal. Schließlich geht Young der Frage nach, warum Friedrich Nietzsche vom engen Freund und Schüler Wagners zu dessen schärfstem Kritiker wurde.
Nietzsches grundlegender Vorwurf sei der des Verrats: Wagner habe seine frühe, „lebensbejahende“ Kunst- und Lebensphilosophie zugunsten einer „lebensverneinenden“ verraten. Nietzsches Behauptung und die abschließende Schlussfolgerung des Buches lautet, dass es nun unsere Aufgabe ist, „bessere Wagnerianer als Wagner zu werden“.