Bewertung:

Pavel Florenskys „Die Säule und der Grund der Wahrheit“ ist eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit der orthodoxen Theologie, insbesondere mit der Trinität und der christlichen Erkenntnistheorie. Es ist ein komplexes Werk, das verschiedene Disziplinen wie Theologie, Philosophie, Mathematik und Kunst miteinander verbindet und oft in Form von persönlichen Briefen verfasst ist, was sowohl tiefe Einsichten als auch eine herausfordernde Lektüre zur Folge hat.
Vorteile:Das Buch bietet herausragende theologische Einsichten, insbesondere über die Trinität und das Wesen der göttlichen Wahrheit. Durch seinen kontemplativen und praktischen Ansatz regt es zum Nachdenken an und zeigt Florenskys beeindruckende intellektuelle Tiefe über mehrere Disziplinen hinweg. Darüber hinaus spiegelt es eine reiche künstlerische Sensibilität wider und stützt sich auf bedeutende patristische und liturgische Quellen.
Nachteile:Die Komplexität des Inhalts könnte für Gelegenheitsleser abschreckend wirken, da das Buch eher für Wissenschaftler oder Personen mit einem ausgeprägten technischen Hintergrund geeignet ist. Die komplizierten Diskussionen über Erkenntnistheorie und Logik können eine Herausforderung darstellen und erfordern eine kontemplative Haltung, um sie vollständig zu erfassen.
(basierend auf 5 Leserbewertungen)
The Pillar and Ground of the Truth: An Essay in Orthodox Theodicy in Twelve Letters
Pavel Florensky - zweifellos der größte russische Theologe des letzten Jahrhunderts - gilt heute als einer der größten Universalgelehrten Russlands. Bekannt als der russische Leonardo da Vinci, wurde er 1911 russisch-orthodoxer Priester und blieb gleichzeitig eng mit den kulturellen, künstlerischen und wissenschaftlichen Entwicklungen seiner Zeit verbunden.
Nach seiner kurzzeitigen Verhaftung durch die Sowjets im Jahr 1928 kehrte er zu seinen wissenschaftlichen Aktivitäten zurück, bis er 1933 zu zehn Jahren Zwangsarbeit in Sibirien verurteilt wurde. Dort setzte er seine wissenschaftliche Arbeit fort und kümmerte sich bis zu seinem Tod vier Jahre später um seine Mitgefangenen. Dieser Band ist die erste englische Übersetzung seiner umfangreichen und faszinierenden Verteidigung der russisch-orthodoxen Theologie.
Das Buch, das ursprünglich 1914 veröffentlicht wurde, ist eine Serie von zwölf Briefen an einen "Bruder" oder "Freund", der symbolisch als Christus verstanden werden kann. Im Mittelpunkt von Florenskys Werk steht die Erforschung der verschiedenen Bedeutungen der christlichen Liebe, die als eine Kombination aus philia (Freundschaft) und agape (universelle Liebe) betrachtet wird.
Florensky ist vielleicht der erste moderne Autor, der sich mit den so genannten "gleichgeschlechtlichen Partnerschaften" befasst, die für ihn nicht sexueller Natur sind. Er beschreibt die antiken christlichen Riten der adelphopoiesis (Verbrüderung), die männliche Freunde in keuschen Liebesbanden verbindet.
Darüber hinaus ist Florensky einer der ersten Denker des zwanzigsten Jahrhunderts, der die Idee der göttlichen Sophia entwickelt hat, die zu einem der zentralen Anliegen feministischer Theologen geworden ist.