
The Deed of Reading: Literature, Writing, Language, Philosophy
Garrett Stewart beginnt The Deed of Reading mit einer Erinnerung an seine erste zögerliche Konfrontation als Teenager mit poetischer Dichte. In dieser frühen verbalen Herausforderung findet er eine treibende Kraft der Literatur: die Sprache in ihrer Überraschung wieder jung zu machen, indem sie in jedem neuen Leseereignis lebendig wird. Doch was genau geschieht in der Textbegegnung, damit literarische Formulierungen bei den Lesern eine so tiefe Resonanz hervorrufen?
Um dem literarischen Schreiben auf den Grund zu gehen, versammelt The Deed of Reading verschiedene philosophische Kommentare zur Linguistik der Literatur, wobei der Schwerpunkt auf den ergänzenden Arbeiten von Stanley Cavell und Giorgio Agamben liegt. Mit Sympathie für die jüngsten Versuche einer formaufmerksamen Analyse, aber gegen eine Betonung des so genannten Oberflächenlesens, erforscht Stewart nicht irgendeinen neuen Formalismus, sondern den inneren Druck der sich bildenden Sprache, indem er die verbale Infrastruktur sowohl der literarischen Prosa als auch des Verses erfasst. Bei dieser Art des "kontextuellen" Lesens ist der Kontext die Sprache selbst. Die literarische Formulierung, die den generativen Puls des Sprechakts anzapft, entpuppt sich als eine latente Sprachphilosophie aus eigenem Recht, wobei die menschlichen Subjekte, die keinen sicheren Ort finden, um sich innerhalb der Sprache zu verorten, sich damit begnügen, dass diese in, durch und zwischen ihnen stattfindet.
Stewart beobachtet und hört diese Dynamik der Wortwahl in Dutzenden von Gedichten und Romanen aus zwei Jahrhunderten englischer Literaturproduktion - von Wordsworth und Shelley bis Browning und Hopkins, von Poe und Dickens über George Eliot, Conrad und James bis hin zu Toni Morrison. The Deed of Reading bietet einen revidierenden Beitrag zur Ethik der verbalen Aufmerksamkeit im Griff des "deep reading".