
The Teleology of the Modern Nation-State: Japan and China
Japan und China bildeten sich erst im 19. Jahrhundert als einheitliche politische Einheiten heraus.
Dennoch beziehen sich Wissenschaftler und Politiker in Diskussionen über frühere Perioden immer wieder auf Japan und China, als ob der moderne Nationalstaat in diesen Regionen schon lange etabliert wäre. Joshua Fogel versammelt hier Aufsätze von acht renommierten Ostasienwissenschaftlern, um aufzuzeigen, warum dieses Versäumnis unsere historische Analyse und unser Verständnis beider Länder verzerrt. Die Nationalstaaten Japans und Chinas haben sich erst viel später und weitaus weniger einheitlich entwickelt, als es in den populären Mythen und der politischen Kultur zumeist dargestellt wird.
Darüber hinaus verfälscht die falsche Darstellung einer früheren nationalen Identität nicht nur die Tatsachen, sondern dient auch den zeitgenössischen Motoren der nationalistischen Mythologie und Propaganda. Dieser interdisziplinäre Band stellt täuschend einfache Fragen: Wann wurden Japan und China zu Japan und China? Wann und warum begannen die Einwohner, ihre Identität und ihre Interessen nicht mehr lokal, sondern national zu definieren? Die Antworten, die in diesen vielfältigen und aufschlussreichen Aufsätzen gegeben werden, sind angemessen komplex, da sie die Rolle von mildernden Faktoren wie Krankheiten und Auslandsreisen bis hin zu den Feinheiten der politischen Sprache und des ästhetischen Empfindens aufzeigen.
Indem sie westliche Vorstellungen vom Nationalstaat beiseite lassen, nähern sich die Autoren jeder Region auf ihre eigene Weise, während die thematische Gliederung des Buches eine einzigartige Linse bietet, durch die man die gemeinsamen Herausforderungen beim Verständnis von Japan und China betrachten kann. Diese sehr lesenswerte Sammlung wird sowohl für Wissenschaftler innerhalb als auch außerhalb des Bereichs der Ostasienwissenschaften von Bedeutung sein.