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The Roots of Rural Capitalism: Western Massachusetts, 1780-1860
Zwischen der späten Kolonialzeit und dem Bürgerkrieg wurde die Landschaft des amerikanischen Nordostens weitgehend umgestaltet. Das ländliche Neuengland wandelte sich von einer Gesellschaft unabhängiger Bauern, die relativ isoliert von den internationalen Märkten lebten, zu einer kapitalistischen Wirtschaft, die eng mit dem nationalen Markt verbunden war und in der ein Großteil der landwirtschaftlichen und verarbeitenden Produktion durch Lohnarbeit erbracht wurde. Am Beispiel des Connecticut Valley zeigt The Roots of Rural Capitalism, wie es zu diesem wichtigen Wandel kam.
Christopher Clark beteiligt sich an der lebhaften Debatte über den Übergang zum Kapitalismus mit einer neuen Interpretation, die die Erkenntnisse früherer Studien mit den Ergebnissen seiner detaillierten Forschung verbindet. Indem er die Annahme jüngerer Wissenschaftler, dass wirtschaftlicher Wandel vor allem durch Märkte erklärt werden kann, weitgehend zurückweist, konstruiert er eine umfassendere Sozialgeschichte der ländlichen Wirtschaft und zeichnet die komplexen Wechselwirkungen von Sozialstruktur, Haushaltsstrategien, Geschlechterbeziehungen und kulturellen Werten nach, die den ländlichen Raum von einem Wirtschaftssystem zum anderen trieben. Vor allem zeigt er, dass die Menschen im ländlichen Massachusetts keine passiven Opfer der ihnen aufgezwungenen Veränderungen waren, sondern aktiv eine neue Wirtschaftswelt schufen, als sie versuchten, ihren Lebensunterhalt unter sich verändernden demografischen und wirtschaftlichen Bedingungen zu sichern.
Die Entstehung des ländlichen Kapitalismus, so Clark, war nicht das Ergebnis eines einzigen Übergangs.
Vielmehr handelte es sich um eine Anhäufung neuer Institutionen und Praktiken, die sich über zwei Generationen und in zwei großen chronologischen Phasen vollzog. Es ist sein einzigartiger Beitrag, die Koexistenz einer familienbasierten Haushaltswirtschaft (die bis weit ins 19. Jahrhundert andauerte) und des marktorientierten Produktions- und Tauschsystems aufzuzeigen, das sich nach allgemeiner Auffassung im 18. Er versteht es, das Aufeinanderprallen der Werte zu beschreiben, die beide Wirtschaftssysteme stützten, und die Art und Weise, wie die ländliche Haushaltswirtschaft durch einen Prozess, den er als Involution bezeichnet, schließlich einer neuen Ordnung wich. Seine Analyse der besonderen Rolle der Landfrauen in diesem Übergang stellt ein starkes neues Element in der Untersuchung von Geschlecht als Faktor in den wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Veränderungen dieser Zeit dar.
Das Buch ist anspruchsvoll in der Argumentation und ansprechend in der Darstellung und wird als wichtiger Beitrag zur Geschichte des Kapitalismus und der Gesellschaft im Amerika des neunzehnten Jahrhunderts anerkannt werden.
-- "William and Mary Quarterly".