Bewertung:

Transit ist ein ergreifender Roman über die Erfahrungen von Flüchtlingen in Marseille während der drohenden Gefahr des Zweiten Weltkriegs, der Themen wie Bindungslosigkeit und Ungewissheit erforscht und gleichzeitig das Leben in einer Stadt auf der Durchreise anschaulich schildert, während der Erzähler inmitten des Chaos mit seiner Identität und seinen Entscheidungen ringt. Die Erzählung ist voller persönlicher und politischer Komplexität und gibt einen Einblick in die Notlage von Flüchtlingen und die bürokratischen Hürden, denen sie ausgesetzt sind.
Vorteile:Das Buch bietet eine einzigartige Perspektive auf die Erfahrungen von Flüchtlingen während des Zweiten Weltkriegs, mit reichhaltigen Beschreibungen der Charaktere und einem greifbaren Gefühl für die Situation im kriegsgeplagten Marseille. Es regt zum Nachdenken an und ist relevant für die heutige Flüchtlingsproblematik, da es die nuancierte Gefühlswelt der Figuren einfängt. Der Erzählstil ist fesselnd und wird von vielen Lesern als emotional mitreißend und aufschlussreich empfunden.
Nachteile:Einige Leser finden das Buch langsam und repetitiv, was zu einem Mangel an Engagement führen kann, insbesondere für diejenigen, die mit dem historischen Kontext nicht vertraut sind. Die Komplexität der Charaktere und die komplizierte Erzählweise können für Gelegenheitsleser oder ein jüngeres Publikum eine Herausforderung darstellen, da es für sie schwierig sein kann, den Überblick über die vielen Stimmen und Charakterbögen zu behalten.
(basierend auf 27 Leserbewertungen)
Transit
Anna Seghers' Transit ist ein existenzieller, politischer und literarischer Thriller, der die Qualen der Langeweile, die Vitalität des Erzählens und die Not des Exils mit außergewöhnlichem Mitgefühl und Einfühlungsvermögen erforscht.
Der namenlose siebenundzwanzigjährige deutsche Erzähler von Seghers' vielschichtigem Meisterwerk ist 1937 aus einem Konzentrationslager der Nazis in Deutschland und später aus einem Lager in Rouen geflohen und landet in der staubigen Hafenstadt Marseille. Auf dem Weg dorthin wird er gebeten, einen Brief an einen Mann namens Weidel in Paris zu überbringen und entdeckt, dass Weidel Selbstmord begangen und einen Koffer mit Briefen und dem Manuskript eines Romans zurückgelassen hat.
Auf dem Weg nach Marseille, um Weidels Witwe zu finden, nimmt der Erzähler die Identität eines Flüchtlings namens Seidler an, obwohl die Behörden ihn in Wirklichkeit für Weidel halten. Im riesigen Wartesaal von Marseille unterhält sich der Erzähler mit den Flüchtlingen und hört sich bei Pizza und Wein ihre Geschichten an, während er allmählich die Geschichte von Weidel zusammensetzt, deren Manuskript den Erzähler aus seiner „tödlichen Langeweile“ gerissen hat und ihm die vergängliche Welt bewusst macht, in der die Flüchtlinge leben, während sie auf das Kostbarste aller Besitztümer warten: die Transitpapiere.