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Honor, Vengeance, and Social Trouble: Pardon Letters in the Burgundian Low Countries
Zu den interessantesten dokumentarischen Quellen aus dem spätmittelalterlichen Europa gehören die Begnadigungsbriefe, die die wegen schwerer Verbrechen Verurteilten an die Monarchen und Fürsten in Frankreich und den Niederlanden schickten, in der Hoffnung auf eine vollständige Begnadigung.
In den burgundischen Niederlanden und im Herzogtum Burgund wurden im fünfzehnten Jahrhundert zahlreiche dieser Bittbriefe verfasst, sowohl aus großen Städten (Brügge, Gent, Antwerpen und Dijon) als auch aus ländlichen Gemeinden. In Honor, Vengeance, and Social Trouble legen Peter Arnade und Walter Prevenier die erste englischsprachige Studie dieser Briefe vor, die die Grenzen zwischen den internen, diskursiven Eigenschaften dieser Quellen und der sozialen Welt jenseits des geschriebenen Textes untersucht und hinterfragt.
Honor, Vengeance, and Social Trouble führt den Leser hinaus auf die Straßen und in die Tavernen, Häuser und Arbeitsstätten der burgundischen Territorien und zeichnet die drängendsten sozialen Probleme der Zeit nach: alles von Familienstreitigkeiten und Vendettas bis hin zu ehelicher Untreue und Eigentumskonflikten - und, allgemeiner, die Probleme öffentlicher Gewalt, Entführung und Vergewaltigung sowie die Rolle von Ehre und Rache bei der Beilegung von Streitigkeiten. Arnade und Prevenier untersuchen, warum das Begnadigungsrecht von den burgundischen Herzögen häufig angewandt wurde und wie es in Konkurrenz zu den traditionellen Rechtsmitteln der Streitbeilegung trat. Darüber hinaus betrachten sie das Begnadigungsschreiben als historische Quelle und zeigen die Grenzen und Fallstricke auf, die entstehen, wenn man sich auf Dokumente verlässt, die ihrem Wesen nach Erzählungen sind, die vom Antragsteller gestaltet wurden, um ein bevorzugtes Ergebnis zu erzielen.
Das Buch enthält auch eine detaillierte Fallstudie über eine Schauspielerin, die zur Prostituierten wurde. Honor, Vengeance, and Social Trouble ist ein Beispiel für Mikrogeschichte vom Feinsten und wird Wissenschaftler herausfordern und gleichzeitig Studenten in Kursen über das mittelalterliche und frühneuzeitliche Europa oder über Geschichtsschreibung zugänglich sein.