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A History of Solitude
Die Einsamkeit hatte schon immer einen ambivalenten Status: Die Fähigkeit, das Alleinsein zu genießen, kann die Geselligkeit erträglich machen, aber diejenigen, die zur Einsamkeit neigen, werden oft mit Misstrauen oder Mitleid betrachtet.
David Vincent stützt sich auf ein breites Spektrum literarischer und historischer Quellen und untersucht, wie sich die Menschen in den letzten drei Jahrhunderten in Abwesenheit von Gesellschaft verhalten haben. Er argumentiert, dass die ambivalente Natur der Einsamkeit in der Neuzeit zu einem wichtigen Thema wurde. Für die Intellektuellen des romantischen Zeitalters bot die Einsamkeit eine Atempause für die Bürger, die in immer komplexeren modernen Gesellschaften lebten. Doch während die Suche nach Einsamkeit als ein Symptom des modernen Lebens angesehen wurde, galt sie auch als gefährliche Pathologie: ein vermeintlicher Verzicht auf die Welt, der zu psychischen Störungen und antisozialem Verhalten führen konnte.
Vincent untersucht die verschiedenen Versuche religiöser Autoritäten und politischer Institutionen, die Einsamkeit zu kontrollieren, und führt den Leser vom Kloster bis zur Gefängniszelle. Er erklärt, wie die zunehmende Säkularisierung, Verstädterung und der Wohlstand der westlichen Gesellschaft zur Entwicklung neuer einsamer Zeitvertreibe geführt haben, während sie gleichzeitig traditionelle Formen der einsamen Gemeinschaft mit Gott und der unberührten Natur unmöglich machten. Mit dem Anbruch des digitalen Zeitalters hat die Einsamkeit eine neue Bedeutung erhalten, da physische Isolation und intensive Geselligkeit wie nie zuvor möglich geworden sind. Mit dem Aufkommen einer so genannten Einsamkeitsepidemie ist ein angemessenes historisches Verständnis des natürlichen menschlichen Wunsches, sich von der Welt zu lösen, wichtiger denn je. A History of Solitude ist die erste umfassende Darstellung des Themas und wird eine breite Leserschaft ansprechen.