Bewertung:

Sheldon Wolins „Democracy Incorporated“ bietet eine kritische Untersuchung des derzeitigen Zustands der amerikanischen Demokratie und prägt den Begriff „umgekehrter Totalitarismus“, um die Übernahme der politischen Macht durch Unternehmen zu beschreiben. Das Buch stellt zwar überzeugende Theorien auf und ist ein Weckruf für die Aushöhlung der demokratischen Werte, wird aber oft für seine dichte Prosa und langsame Darstellung kritisiert. Die Leser schätzen die Einsichten des Buches, merken aber an, dass es von einem strafferen Lektorat profitieren könnte.
Vorteile:⬤ Kraftvolle und provokative These über die Aushöhlung der Demokratie durch Unternehmensinteressen.
⬤ Bietet eine umfassende historische Perspektive, die aktuelle Themen mit der politischen Dynamik der Vergangenheit verknüpft.
⬤ Denkanstöße und Informationen, die den Leser zum Nachdenken über seine staatsbürgerliche Verantwortung anregen.
⬤ Wolins Gelehrsamkeit und seine detaillierten Argumente kommen bei denjenigen an, die sich um die Zukunft der Demokratie sorgen.
⬤ Der Text ist dicht und kann schwierig zu lesen sein, was ihn für allgemeine Leser weniger zugänglich macht.
⬤ Das Buch wird für sein langsames Tempo und die Redundanz der Argumente kritisiert.
⬤ Einige Leser finden das Konzept des „umgekehrten Totalitarismus“ unbeholfen und schlecht formuliert.
⬤ Gelegentliche politische Voreingenommenheit, insbesondere gegen bestimmte Regierungen, beeinträchtigt eine objektive Analyse.
(basierend auf 97 Leserbewertungen)
Democracy Incorporated: Managed Democracy and the Specter of Inverted Totalitarianism - New Edition
Die Demokratie hat es schwer in Amerika - diese Aussage ist mittlerweile fast schon ein Klischee. Was aber, wenn das Land gar keine Demokratie mehr ist? In Democracy Incorporated stellt Sheldon Wolin das Undenkbare in Frage: Hat sich Amerika unwissentlich in eine neue und seltsame Art von politischer Mischform verwandelt, in der wirtschaftliche und staatliche Befugnisse miteinander verbunden und praktisch ungezügelt sind? Kann die Nation ihren Abstieg in das, was der Autor als umgekehrten Totalitarismus bezeichnet, aufhalten?
Wolin schildert ein Land, in dem die Bürger politisch desinteressiert und unterwürfig sind - und in dem die Eliten darauf bedacht sind, dass dies so bleibt. Im besten Fall ist das Land zu einer verwalteten Demokratie geworden, in der die Öffentlichkeit nicht mehr souverän, sondern nur noch gehütet wird. Im schlimmsten Fall ist es ein Ort, an dem die Macht der Unternehmen nicht mehr der staatlichen Kontrolle unterliegt. Wolin macht deutlich, dass das heutige Amerika weder moralisch noch politisch mit totalitären Staaten wie Nazideutschland vergleichbar ist, doch er warnt davor, dass unkontrollierte wirtschaftliche Macht an die Grenze zur totalen Macht zu gehen droht und ihre eigenen beunruhigenden Pathologien hat. Wolin untersucht die Mythen und die Mythenbildung, die die heutige Politik, das Streben nach einer immer weiter expandierenden Wirtschaft und die perversen Reize eines endlosen Krieges gegen den Terror rechtfertigen. Er argumentiert leidenschaftlich, dass die beste Hoffnung für die Demokratie darin liegt, dass die Bürger selbst neu lernen, ihre Macht auf lokaler Ebene auszuüben.
Democracy Incorporated ist eine der beunruhigendsten Diagnosen der politischen Missstände in Amerika, die seit Jahrzehnten aufgetaucht sind. Das Buch wird mit Sicherheit in den kommenden Jahren ein Blitzableiter für politische Debatten sein. Jetzt mit einer neuen Einleitung des mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Journalisten Chris Hedges bleibt Democracy Incorporated ein unverzichtbares Werk, um den Zustand der Demokratie in Amerika zu verstehen.