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Eloquent Reticence: Withholding Information in Fictional Narrative
Die Bedeutung der Ethik der Form in der Literatur hat erst in jüngster Zeit breite Anerkennung gefunden und wurde bisher vor allem aus der Sicht der Moralphilosophie und der kritischen Theorie erforscht. Leona Toker entwickelt einen narratologischen Ansatz zum Thema, der auf der Untersuchung der "Zurückhaltung" in belletristischen Werken beruht.
Zurückhaltung besteht in Erzähltechniken, mit denen Autoren Informationslücken schaffen, die das Interesse aufbauen, die Spannung erhöhen und das Verständnis des Lesers für Thema, Figur und Ereignis kontrollieren. Anhand von Romanen von Fielding, Austen, Dickens, Conrad, Forster und Faulkner zeigt Toker, wie das Zurückhalten von Informationen die Einstellung der Leser beeinflusst, ihre Neubewertung anregt und zu einer selbstkritischen Neuorientierung führt - und wie eine solche Manipulation der Aufmerksamkeit eine besondere ethische und ästhetische Bedeutung hat.
Auf der Grundlage der deskriptiven Poetik, der Reader-Response-Kritik und der Informationstheorie markiert Toker die parallelen Situationen der Figuren in den von ihr analysierten Romanen und der Leser, die ihnen begegnen, und präsentiert einen neuartigen Ansatz für die Frage des ersten und wiederholten Lesens. Die Untersuchung der doppelten Rolle des Lesers öffnet die Diskussion der Erzähltechniken für ethische Fragen.
Durch ihre Analyse des Schweigens in repräsentativen Werken leistet Toker einen bedeutenden Beitrag zur modernen Erzählforschung und bietet neue Einblicke in eine Reihe bekannter Romane. Diese gut informierte, einfühlsame und umsichtige Studie wird für Wissenschaftler, die sich für Erzähltheorie und ethische Kritik interessieren, sowie für Studenten von Faulkner und des klassischen englischen Romans interessant sein.