Bewertung:

Das Buch von Charles Piot bietet eine aufschlussreiche ethnografische Analyse der Kabre-Gesellschaft in Togo und behandelt Themen wie traditionelle und moderne Kulturen und ihre dynamischen Wechselwirkungen, die Auswirkungen des Kolonialismus und die sozio-politische Komplexität des togoischen Lebens. Das Buch zeichnet sich durch seine Tiefe und Reflexivität in Bezug auf Macht und kulturelle Identität aus, wirft aber aufgrund seines akademischen Schwerpunkts auch Bedenken hinsichtlich seiner Relevanz für nicht fachkundige Leser auf.
Vorteile:Das Buch wird für seine ethnografische Meisterschaft und seine tiefgreifende Analyse der Kabre-Gesellschaft gelobt, die zeigt, wie traditionelle Gesellschaften mit der Moderne und kolonialen Einflüssen umgehen. Die Leserinnen und Leser schätzen Piots Reflexivität, mit der er vereinfachende Ansichten über traditionelle Kulturen als statisch zurückweist. Die Erzählung bietet oft einen reichhaltigen historischen Kontext, hilft bei der Erhellung komplexer Dynamiken in der togoischen Gesellschaft und kann Diskussionen über kulturelle Hindernisse für Entwicklung und ethnische Politik bereichern.
Nachteile:Einige Leser empfinden den akademischen Ton und den Fokus des Buches als einschränkend für ein allgemeines Publikum, was diejenigen, die keinen Hintergrund in Anthropologie haben, möglicherweise befremdet. Der spezifische Fokus auf die Anthropologie könnte praktische Anwendungen oder Diskussionen, die für breitere entwicklungspolitische oder politische Kontexte relevant sind, überschatten. Darüber hinaus wird auf die Notwendigkeit von Aktualisierungen hinsichtlich der politischen Veränderungen seit der Veröffentlichung des Buches im Jahr 1999 hingewiesen.
(basierend auf 3 Leserbewertungen)
Remotely Global: Village Modernity in West Africa
Auf den ersten Blick scheinen die abgelegenen Dörfer des Kabre-Volkes im Norden Togos alle Merkmale einer klassischen „abgelegenen“ afrikanischen Kultur aufzuweisen - Subsistenzlandwirtschaft, strohgedeckte Häuser und Rituale für die Geister und Ahnen.
Charles Piot vertritt die These, dass das Dorfleben in Wirklichkeit eine Auswirkung der Moderne und des Globalen ist, und legt nahe, dass die Kabre-Kultur ebenso sehr von der kolonialen und postkolonialen Geschichte geprägt ist wie von irgendetwas „Eingeborenem“ oder Lokalem. Anhand von Analysen alltäglicher und zeremonieller sozialer Praktiken veranschaulicht Piot die Verflechtung von Moderne und Tradition sowie des Lokalen mit dem Nationalen und Globalen.
Ein eindrucksvolles Beispiel für die Aneignung von Traditionen durch den Staat ist der Präsident der Kabre in Togo, der regelmäßig mit seinem Hubschrauber in die Region fliegt, um männlichen Initiationszeremonien beizuwohnen. Remotely Global stellt sowohl anthropologische Theorien als auch die stereotypen Bilder des Außenministeriums vom afrikanischen Dorfleben in Frage und zielt darauf ab, euroamerikanische Theorien zu überdenken, die der Fluidität der alltäglichen Beziehungen in einer Gesellschaft, in der Personen und Dinge ständig in Bewegung sind, nicht gerecht werden.