Bewertung:

Das Buch bietet eine eingehende Untersuchung der Beziehung zwischen Kunst und Wissenschaft der Renaissance, insbesondere der Optik, im Kontext östlicher und westlicher kultureller Perspektiven. Es ist wunderschön illustriert und dient sowohl Kunsthistorikern als auch Kunstpraktikern als ausgezeichnete Quelle.
Vorteile:⬤ Wunderschön gestaltet und illustriert
⬤ Aufschlussreiche Analyse von Hans Belting
⬤ Nützlich für Kunsthistoriker und Praktiker
⬤ Zum Nachdenken anregend
⬤ Behandelt komplexe kulturelle Themen mit Respekt und Wissenschaftlichkeit.
⬤ Einige Rezensionen finden es langweilig und zu sehr auf eine 'begat'-Geschichte fokussiert
⬤ Kritik an der Tendenz des Autors, sich zu sehr an postmodernen Ideologien zu orientieren
⬤ könnte den Anschein erwecken, dass er bestimmte kulturelle Nuancen ignoriert.
(basierend auf 8 Leserbewertungen)
Florence & Baghdad: Renaissance Art and Arab Science
Die Verwendung der Perspektive in der Malerei der Renaissance führte zu einer Revolution in der Geschichte des Sehens, da sie es den Künstlern ermöglichte, die Welt aus dem Blickwinkel des Betrachters darzustellen. Doch die Theorie der Perspektive, die den Lauf der westlichen Kunst veränderte, hat ihren Ursprung woanders: Sie wurde in Bagdad von dem Mathematiker Ibn al Haithan, im Westen als Alhazen bekannt, im elften Jahrhundert formuliert.
Mit der Metapher des wechselseitigen Blicks erzählt Hans Belting - ein herausragender Historiker und Theoretiker der Kunst des Mittelalters, der Renaissance und der Gegenwart - von der historischen Begegnung zwischen Wissenschaft und Kunst, zwischen dem arabischen Bagdad und dem Florenz der Renaissance, die die Kultur des Westens nachhaltig beeinflusst hat. In dieser reich bebilderten Studie befasst sich Belting mit der doppelten Geschichte der Perspektive: als visuelle Theorie, die auf geometrischer Abstraktion beruht (im Nahen Osten), und als Bildtheorie (in Europa). Wie konnte die geometrische Abstraktion als Bildtheorie rekonstruiert werden? Im Mittelalter hat die arabische Mathematik, die frei vom religiösen Diskurs war, eine Theorie der Perspektive hervorgebracht, die später im Westen in die Kunst übertragen wurde, als die europäischen Maler den menschlichen Blick als ihren Fokus aufnahmen.
In der islamischen Welt, in der Theologie und bildende Kunst eng miteinander verwoben blieben, wurde die Wissenschaft der Perspektive nicht zum Eckpfeiler der islamischen Kunst. Florenz und Bagdad beschäftigt sich mit einer provokanten Frage, die über den Bereich der Ästhetik und Mathematik hinausgeht: Was geschieht, wenn Muslime und Christen sich gegenseitig betrachten und sich ihre Sichtweise der Welt dadurch verändert?