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Foucault in 60 Minutes
Foucault gilt als einer der großen Post-Strukturalisten. Schon seine Buchtitel - "Geschichte des Wahnsinns", "Überwachen und Strafen", "Der Gebrauch der Lust", "Die Ordnung der Dinge" - zeigen seine völlig neue Sichtweise.
Er gehört auch zu den Philosophen, die nach ihrem Tod nicht weniger, sondern mehr Einfluss gewonnen haben. Das sollte uns sowohl erfreuen als auch beunruhigen. Es ist erfreulich, dass Foucaults Schlüsselideen so vital und relevant geblieben sind, aber auch beunruhigend, weil die wichtigste dieser Ideen so beunruhigend ist.
"Der Mensch ist ausgelöscht, wie ein in den Sand gezeichnetes Gesicht" Mit dieser These vom "Ende des Menschen" meint Foucault nicht, dass wir als Spezies kurz vor dem Aussterben stehen, zum Beispiel durch den Klimawandel.
Er meint nur, dass der Mensch, wie wir ihn bisher kannten, als freies, selbstbestimmtes Wesen, das spontan seine eigenen Freuden genießt, im Verschwinden begriffen ist. Dieser "Mensch" löst sich in den Diskursen und Strukturen unserer "Carceral Society" auf, und zwar so, wie ein in den Sand gezeichnetes Gesicht von der ankommenden Flut aufgelöst wird.
Im 18. Jahrhundert wurde ein neues, kreisförmiges Gefängnis erfunden, das es dem Wärter ermöglichte, alle Gefangenen von einem einzigen zentralen Punkt aus zu beobachten. Dieses Gefühl, immer beobachtet zu werden, ist, so Foucault, zum Modell für unsere gesamte Gesellschaft geworden.
Foucault zeigt uns aber nicht nur den Ursprung der Strukturen unserer Zwangsgesellschaft, sondern auch ein bestimmtes Modell für eine moderne "Lebenskunst". Wie sieht dieses Modell aus? Ist es überhaupt noch möglich, als echtes Individuum aus dieser "Zwanggesellschaft" auszubrechen? Hat Foucault Recht, wenn er sein "Gefängnisparadigma" verallgemeinert und sagt, dass wir uns alle ständig beobachtet fühlen? An der beunruhigenden Aktualität seiner Gedanken kann jedenfalls kein Zweifel bestehen.
Die wichtigsten dieser Gedanken werden hier anhand von über 100 Schlüsselzitaten erläutert. Das Buch erscheint im Rahmen der beliebten Reihe "Great Thinkers in 60 Minutes".