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Habermas in 60 Minutes
Die große philosophische Entdeckung von Habermas ist eine mitreißende und eine bescheidene. Mitreißend, weil er fast zwei Jahrhunderte nach den großen Geschichtsphilosophen Hegel und Marx erneut versucht, Sinn und Zweck der menschlichen Geschichte zu entdecken; bescheiden, weil er ohne Bombast die Fähigkeit der Menschheit beschreibt, ihre eigene Zukunft zu gestalten, und diese Fähigkeit aus einem Phänomen ableitet, das uns in unserem täglichen Leben begegnet: der Sprache.
Nicht mehr, wie bei Hegel, der Weltgeist oder, wie bei Marx, der Klassenkampf ist der Motor der Entwicklung, sondern die menschliche Sprache. Die durch die Sprache erreichte Übereinstimmung wird, so Habermas, die Menschheit schließlich vereinen. Der Wunsch nach einer solchen immer größeren Übereinstimmung, die auf einem ungezwungenen Meinungsaustausch beruht, ist in der Struktur unserer Sprache angelegt.
Denn sobald jemand mit jemandem irgendwo auf der Welt spricht, muss er, bewusst oder unbewusst, vier universelle Geltungsansprüche erheben, etwa den Anspruch, verstanden zu werden. Was so einfach beginnt, wird von Habermas zu einer Hypothese von großer Tragweite entwickelt.
Dem kommunikativen Handeln, und damit der Sprache, wohnt ein hartnäckiger Rationalitätsanspruch inne, auch wenn er ständig unterdrückt wird. Zwingt uns die Sprache wirklich zur Rationalität? Hat sie wirklich eine solche emanzipatorische Kraft oder ist sie letztlich nur ein Werkzeug? Und wenn die Sprache die Menschheit wirklich näher zusammenrücken lässt, warum gibt es dann noch Kriege? Auf all diese Fragen gibt Habermas Antworten. Das Buch "Habermas in 60 Minuten" erklärt den Kern seiner Philosophie anhand von über 60 Schlüsselzitaten und vielen Beispielen.
Das Kapitel "Was nützt uns die Entdeckung von Habermas heute? " zeigt die Bedeutung seiner Kritischen Theorie für unsere heutige Welt und für unser persönliches Leben auf. Das Buch erscheint im Rahmen der beliebten Reihe "Great Thinkers in 60 Minutes".