Bewertung:

Das Buch „History Matters“ von Judith M. Bennett bietet eine kritische und feministische Auseinandersetzung mit der Geschichte der Frauen. Es stellt traditionelle Narrative in Frage und fördert gleichzeitig hohe Forschungsstandards. Die Autorin kritisiert die Entwicklung der Frauengeschichte zur Geschlechterforschung und betont die Notwendigkeit eines umfassenderen Verständnisses der Erfahrungen von Frauen, insbesondere im Hinblick auf ihre sexuelle Identität.
Vorteile:⬤ Fesselnder und klarer Schreibstil
⬤ durchdachte Kritik an der Frauengeschichte und feministischen Implikationen
⬤ fordert die Standards historischer Berufe heraus
⬤ fördert qualitativ hochwertige Forschung
⬤ bietet überzeugende Einblicke in die Machtdynamik und die Entwicklung von Begriffen in den Gender Studies.
⬤ Einige Leser könnten bestimmte Kritiken als störend empfinden
⬤ die herausfordernden Ideen des Buches könnten nicht mit allen feministischen Perspektiven übereinstimmen
⬤ der Fokus auf historische Kritik könnte als einschränkend empfunden werden.
(basierend auf 1 Leserbewertungen)
History Matters: Patriarchy and the Challenge of Feminism
History Matters richtet sich an alle, die sich für Frauen- und Geschlechtergeschichte interessieren, und bekräftigt die Bedeutung langfristiger historischer Perspektiven für feministische Theorie und Aktivismus. Judith M. Bennett, die seit den 1980er Jahren die Entwicklungen in der Frauen- und Geschlechtergeschichte kommentiert, argumentiert, dass die Verwirklichung einer feministischeren Zukunft von einem reichen, plausiblen und gut informierten Wissen über die Vergangenheit abhängt, und sie fordert ihre Leserinnen und Leser auf, darüber nachzudenken, welche Art von feministischer Geschichte die Kämpfe des einundzwanzigsten Jahrhunderts am besten fördern kann.
Bennett macht die wachsende Kluft zwischen Feminismus und Geschichte zu ihrem zentralen Problem. In den 1970er Jahren noch eng miteinander verbunden, haben sich beide inzwischen voneinander entfernt. Um diese Kluft zu verringern, schlägt Bennett vor, dass feministische Historikerinnen ihre Aufmerksamkeit auf die intellektuellen Herausforderungen richten, die sich durch das Fortbestehen des Patriarchats ergeben. Sie postuliert ein "patriarchalisches Gleichgewicht", in dem trotz vieler Veränderungen in den Erfahrungen der Frauen in den vergangenen Jahrhunderten der Status der Frauen gegenüber dem der Männer bemerkenswert unverändert geblieben ist. Obwohl zum Beispiel Frauen heute in Berufen arbeiten, die für mittelalterliche Frauen unvorstellbar waren, haben mittelalterliche und moderne Frauen das gleiche Lohngefälle und verdienen im Durchschnitt nur drei Viertel des Lohns von Männern. Bennett argumentiert, dass die theoretische Herausforderung, die dieses patriarchalische Gleichgewicht darstellt, am besten durch eine langfristige historische Perspektive gelöst werden kann, die weit vor die Neuzeit zurückreicht. In Kapiteln über Frauenarbeit und lesbische Sexualität zeigt Bennett die aktuelle Bedeutung der fernen Vergangenheit für feministische Theorie und Politik auf. Sie schließt mit einem Kapitel, das der Betrachtung der Frauengeschichte aus der Distanz und in feministischer Absicht eine neue Wendung gibt - die Herausforderungen von Schulbüchern und Klassenzimmern.
History Matters ist ein neues Manifest, das sich offen mit den Herausforderungen auseinandersetzt, denen sich feministische Historikerinnen heute gegenübersehen. Es plädiert für das radikale Potenzial einer Geschichte, die sich auf feministische Themen konzentriert, sich der fernen Vergangenheit bewusst ist, auf Kontinuitäten im Laufe der Zeit achtet und auf das Wirken patriarchaler Macht aufmerksam ist.