Bewertung:

Das Buch „Gott und die Göttinnen“ von Barbara Newman wird für seine tiefgreifenden Einsichten und seine innovative Forschung über die Koexistenz des göttlichen Weiblichen neben dem singulären Gott im mittelalterlichen Christentum gelobt. Sie erforscht historische theologische Konzepte und die Darstellung verschiedener weiblicher Figuren im Christentum und bietet eine reichhaltige Synthese aus alten und revolutionären Ideen. Es gibt jedoch Bedenken hinsichtlich des Niveaus der wissenschaftlichen Auseinandersetzung des Publikums mit dem Thema.
Vorteile:⬤ Tiefgreifende Einsichten und revolutionäre Ideen über das göttliche Weibliche im Christentum.
⬤ Gut recherchierte wissenschaftliche Arbeit, die historische und theologische Konzepte zusammenführt.
⬤ Reichhaltige Illustrationen und allegorische Beispiele, die das Verständnis der mittelalterlichen imaginativen Theologie fördern.
⬤ Streng im Text verwurzelt, bietet es Tiefe, ohne die wissenschaftliche Integrität zu opfern.
⬤ Einige Leser könnten den Inhalt als komplex oder verwirrend empfinden, wenn sie keine Vorkenntnisse in Mittelalterstudien haben.
⬤ Es besteht die Sorge, dass viele, die verwandte Themen erörtern, sich nicht eingehend mit historischen Texten befassen.
(basierend auf 3 Leserbewertungen)
God and the Goddesses: Vision, Poetry, and Belief in the Middle Ages
Entgegen der landläufigen Meinung beschränkte sich die religiöse Vorstellungskraft des Mittelalters nicht auf männliche Gottesbilder, sondern stellte sich das Göttliche in vielfältigen Formen vor. Tatsächlich war der Gott der mittelalterlichen Christenheit der Vater nur eines Sohnes, aber vieler Töchter - einschließlich der Dame der Philosophie, der Dame der Liebe, der Dame der Natur und der Ewigen Weisheit.
Gott und die Göttinnen ist eine Studie über mittelalterliche imaginative Theologie, die sich mit den zahlreichen Töchtern Gottes befasst, die in allegorischen Gedichten, theologischen Fiktionen und den Visionen heiliger Frauen erscheinen. Wir neigen dazu, diese Gottheiten als bloße Personifikationen und poetische Figuren zu verstehen, aber das ist ein Irrtum, wie Barbara Newman behauptet. Diese Göttinnen sind weder heidnische Überbleibsel noch Versionen der Großen Göttin, die in der archetypischen Psychologie konstruiert wurden, sondern unverwechselbare Schöpfungen der christlichen Phantasie.
Als Emanationen des Göttlichen, Vermittlerinnen zwischen Gott und dem Kosmos, verkörperte Universalien und hinreißende Objekte der Identifikation und des Begehrens verwandelten und vertieften die mittelalterlichen Göttinnen das Gotteskonzept der Christenheit, indem sie religiöse Möglichkeiten jenseits des Bereichs der scholastischen Theologie einführten und sie zu einem pulsierenden imaginativen Leben brachten. Newman schlägt eine Brücke zwischen weltlichen und religiösen Vorstellungen von allegorisierter weiblicher Macht und geht der Frage nach, ob mittelalterliche Schriftsteller an ihre Göttinnen glaubten und wenn ja, auf welche Weise.
Sie untersucht, ob sich die Personifikationen, die in poetischen Fiktionen vorkommen, von denen unterscheiden lassen, die in religiösen Visionen auftauchen, und fragt, wie mittelalterliche Schriftsteller ihre Aussagen über die vielen Töchter Gottes mit der orthodoxen Verehrung des Gottessohns in Einklang bringen. Darüber hinaus untersucht sie, warum Formen der weiblichen Gottesrede, die vielen Christen heute als subversiv oder häretisch erscheinen, mittelalterliche Kirchenmänner nicht bedrohten.
Indem sie so unterschiedliche Texte wie die Schriften lateinischer und volkstümlicher Dichter, mittelalterlicher Schulmeister, Liturgiker sowie männlicher und weiblicher Mystiker und Visionäre miteinander verwebt, ist Gott und die Göttinnen eine direkte Aufforderung an moderne Theologen, die Rolle der Göttinnen in der christlichen Tradition zu überdenken.