
Harmony + Dissent: Film and Avant-Garde Art Movements in the Early Twentieth Century
R.
Bruce Elder vertritt die Auffassung, dass die Autoren vieler Manifeste, die auf so lebhafte Weise das Aufkommen einer weiteren künstlerischen Bewegung ankündigten, ein gemeinsames Ziel verfolgten: Sie schlugen vor, die bildenden, literarischen und darstellenden Künste neu zu formulieren, so dass sie Eigenschaften des Kinos annehmen könnten. Das Kino, so Elder, wurde in den ersten Jahrzehnten des 20.
Jahrhunderts zu einer zentralen künstlerischen Kraft, um die herum sich eine bemerkenswerte Vielfalt und Anzahl von ästhetischen Formen herausbildete. Um dies zu zeigen, beginnt Elder mit einer umfassenden Diskussion, die einige weitreichende Themen in Bezug auf das kognitive (und wahrnehmungsbezogene) Regime der Moderne eröffnet, um festzustellen, dass eine Krise innerhalb dieses Regimes einige eigentümliche und höchst fragwürdige erkenntnistheoretische Überzeugungen und Enthusiasmen hervorgebracht hat. In dieser Diskussion stellt Elder die verblüffende Behauptung auf, dass eine durch die Moderne ausgelöste Krise der Erkenntnis als Reaktion darauf eine eigentümliche Art von „pneumatischer (spiritueller) Erkenntnistheorie“ hervorbrachte.
Elder zeigt dann, dass die frühen Vorstellungen vom Kino stark von dieser pneumatischen Erkenntnistheorie beeinflusst waren, und nutzt diese Auffassung vom Kino, um dessen zentrale Rolle bei der Gestaltung zweier Schlüsselmomente in der Kunst des frühen 20. Jahrhunderts zu erklären: das Streben nach einer reinen, „objektlosen“ (ungegenständlichen) Kunst und den russischen Suprematismus, Konstruktivismus und Produktivismus.