Bewertung:

Freemans Untersuchung von Reliquien im mittelalterlichen Europa bietet eine detaillierte, aufschlussreiche und fesselnde Analyse ihrer religiösen, kulturellen und politischen Bedeutung. Er stellt Zusammenhänge zwischen Reliquien und umfassenderen gesellschaftlichen Veränderungen her und geht dabei auch auf die Kontroversen und Kritikpunkte ein, die sie umgeben. Trotz einiger Kritikpunkte in Bezug auf Voreingenommenheit und bestimmte Schlussfolgerungen ist das Buch gut recherchiert und besticht im Allgemeinen durch seinen lebendigen Schreibstil.
Vorteile:⬤ Detailreich und gut recherchiert
⬤ ansprechender und humorvoller Schreibstil
⬤ bietet einen umfassenden Überblick über die Rolle von Reliquien
⬤ aufschlussreiche Verbindungen zwischen Reliquien und breiteren historischen Prozessen
⬤ fesselt die Leser mit kurzen, spannenden Kapiteln
⬤ bietet sowohl Bildungswert als auch Unterhaltung.
⬤ Einige Vorurteile gegenüber dem Katholizismus und zugunsten säkularer Standpunkte
⬤ mögliche historische Ungenauigkeiten und zu vereinfachte Schlussfolgerungen
⬤ möglicherweise nicht für Gelegenheitsleser geeignet
⬤ in der Kindle-Version fehlen Illustrationen, die in der gedruckten Version zu finden sind
⬤ Kritiken an den Schlussfolgerungen des Autors lassen manche die akademische Strenge des Buches in Frage stellen.
(basierend auf 33 Leserbewertungen)
Holy Bones, Holy Dust: How Relics Shaped the History of Medieval Europe
Eine reich strukturierte Geschichte, die tausend Jahre heiliger Reliquien in Europa umspannt
Reliquien waren in der mittelalterlichen Gesellschaft allgegenwärtig. Heilige Kleinigkeiten wie Knochen, Haare, Zähne, Blut, Milch und Kleidung sowie Gegenstände wie die Dornenkrone, die Ludwig IX. von Frankreich begehrte, sollten den Gläubigen näher an den Heiligen heranführen, der für ihn bei Gott Fürsprache einlegen konnte. In der ersten umfassenden Geschichte des Reliquienkults in englischer Sprache nimmt Charles Freeman die Leser mit auf eine lebendige, rasante Reise von Konstantinopel bis zu den nördlichen Inseln Schottlands im Laufe eines Jahrtausends.
In Holy Bones, Holy Dust (Heilige Knochen, heiliger Staub) veranschaulicht Freeman, dass die weite Verbreitung und die Vielfalt der Reliquien ganz spezifische Bedürfnisse der einfachen Menschen in einem verdunkelten Europa erfüllten, das von politischen Umwälzungen, Krankheiten und Höllenfeuer bedroht war. Aber Reliquien wurden nicht nur verehrt - sie wurden gehandelt, gesammelt, verloren, gestohlen, vervielfältigt und zerstört. Sie waren Verhandlungsmasse, gutes Geschäft und gute Propaganda, wurden in ganz Europa politisch vereinnahmt und sogar zur Ausübung militärischer Macht eingesetzt. Freeman untersucht eine breite Palette von Reliquien und zeigt, wie die Manie für diese Objekte unser Verständnis der mittelalterlichen Welt vertieft und warum diese Reliquien weiterhin unsere Fantasie beflügeln.