Bewertung:

Das Buch präsentiert eine Sammlung von Aufsätzen, die neue Einblicke in die Wechselwirkungen zwischen jüdischer und christlicher Mystik in Osteuropa bieten und die Verflechtung dieser Traditionen betonen, anstatt sie isoliert zu betrachten.
Vorteile:Das Buch enthält neueste wissenschaftliche Erkenntnisse, präsentiert neues Material und neue Perspektiven und erforscht die dynamische Beziehung zwischen jüdischen und christlichen Praktiken. Es erweitert das Verständnis der osteuropäischen Mystik und wird für seine aufschlussreichen Beiträge von verschiedenen Autoren gelobt.
Nachteile:Es setzt ein gewisses Hintergrundwissen voraus, was die Lektüre mitunter schwierig machen kann.
(basierend auf 2 Leserbewertungen)
Holy Dissent: Jewish and Christian Mystics in Eastern Europe
Die Religionsgemeinschaften des frühneuzeitlichen Osteuropas - insbesondere die mystisch geprägten - werden in der Regel isoliert untersucht. Doch die starke slawische Prägung der jüdischen Volksmystik und die weit verbreiteten judaisierenden Tendenzen unter den christlichen Dissidenten stellen die angenommene binäre Qualität der jüdisch-christlichen Interaktionen in Frage. In Holy Dissent: Jewish and Christian Mystics in Eastern Europe präsentiert der Herausgeber Glenn Dynner zwölf Essays, die Kontakte, Parallelen und gegenseitige Einflüsse zwischen jüdischen und christlichen Mystikern aufzeigen. Anhand neuester Forschungsergebnisse zu Volksheilern, Messianisten, Chassidim und christlichen Sektierern präsentiert dieser Band Beispiele für einen reichen kulturellen Austausch und kühne Grenzüberschreitungen.
Holy Dissent ist in zwei Abschnitte unterteilt: "Jüdische Mystiker in einer christlichen Welt" und "Christianisierende Juden, judaisierende Christen". In diesen Aufsätzen erfährt der Leser, dass jüdische und christliche Volksheiler einander konsultierten und aus gemeinsamen Quellen lernten; dass der Gründer des Chassidismus, Rabbi Israel Ba'al Shem Tov, wahrscheinlich von christlichen Asketen inspiriert wurde; dass christliche Bauern bei chassidischen Meistern Audienz suchten und erhielten; dass jüdische Mystiker sich offen christlich und christliche Mystiker sich offen jüdisch gaben. Im Gegensatz zu den vorherrschenden Modellen, die jüdische und christliche Kulturen entweder als starr autonom oder als zweideutig hybrid darstellen, zeichnet Holy Dissent spezifische Arten des religiös-kulturellen Austauschs nach und erweitert unsere Vorstellung von der Interaktion der Kulturen.
Die in diesem Band versammelten wissenschaftlichen Arbeiten sind bemerkenswert frisch und bedeutsam und leisten einen wichtigen Beitrag für alle Disziplinen. Juden- und Christentumsforscher sowie Osteuropahistoriker werden von der Analyse des Heiligen Dissenses profitieren.