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Hermes' Dilemma and Hamlet's Desire
Vincent Crapanzano, ein angesehener Anthropologe und kreativer Kopf der postmodernen Literatur auf seinem Gebiet, konzentriert hier seine beträchtlichen kritischen Fähigkeiten auf seine eigene Kultur. In seinen Essays, die die Art und Weise hinterfragen, wie die Humanwissenschaften, insbesondere die Anthropologie und die Psychoanalyse, ihre Studienbereiche artikulieren, befasst sich Crapanzano mit nichts Geringerem als dem enormen Problem der Definition des Selbst in seinen individuellen und kollektiven Projektionen.
Diese Essays behandeln so unterschiedliche Themen wie römische Karnevals und balinesische Hahnenkämpfe, Beschneidung, Träume und Geisterbesessenheit in Marokko, Übertragung in der Psychoanalyse, Selbstcharakterisierung in Teenager-Mädchenklatsch, Alice im Wunderland und Jane Austens Emma, Dialogmodelle in der Hermeneutik und semantischer Schwindel in Hamlets Elsinore und werfen einen kritischen Blick auf das Innenleben der Interpretation in den Humanwissenschaften und der Literaturwissenschaft. In den Versuchen der modernen westlichen Kultur, das Wesen anderer Kulturen zu interpretieren und zu vermitteln, stellt Crapanzano eine lähmende Krise der Darstellung fest.
Er zeigt, wie das Streben nach Wissen über "exotische" und "primitive" Menschen oft mit einem ungeprüften Bedürfnis nach Selbstdefinition verwechselt wird, und er legt die daraus resultierenden interpretatorischen Paradoxien dar, insbesondere die Unterdrückung jeglichen Bewusstseins für das Spiel von Macht und Begehren in einem solchen Ansatz. Was in den zeitgenössischen Interpretationstheorien fehlt, ist nach Crapanzano ein entscheidendes Verständnis der Rolle, die der Kontext in jedem Akt der Kommunikation oder ihrer Darstellung spielt - in der Interpretation selbst.