Bewertung:

Das Buch untersucht die moralischen Implikationen und Handlungen dreier prominenter Physiker, Heisenberg, Planck und Debye, während des Nazi-Regimes und argumentiert, dass ihre Komplizenschaft ein breiteres moralisches Versagen unter Wissenschaftlern dieser Zeit widerspiegelt. Das Buch schildert detailliert ihr Leben und ihre Entscheidungen und setzt sich gleichzeitig kritisch mit dem historischen Kontext auseinander, der ihre Entscheidungen beeinflusst hat.
Vorteile:⬤ Gut geschriebene und fesselnde Erzählung.
⬤ Bietet faszinierende Einblicke in das Leben und die moralischen Dilemmata prominenter Physiker.
⬤ Regt zum Nachdenken über die Rolle der Wissenschaft in Politik und Ethik an.
⬤ Tadellose Wissenschaft mit lebendigen Charakterporträts.
⬤ Wirft wichtige Fragen über Mitschuld und moralische Verantwortung auf.
⬤ Lässt Objektivität vermissen und kann in seiner Analyse übermäßig wertend sein.
⬤ Das Endnotenformat ist verwirrend und beeinträchtigt das Leseerlebnis.
⬤ Einige Leser empfanden den Text als trocken oder sich wiederholend, insbesondere in Bezug auf die Analyse von Debye.
⬤ Könnte von einer umfassenderen Untersuchung des historischen Kontextes und zusätzlicher Physiker profitieren.
⬤ Einige Kritiker meinen, dass das Buch die Komplexität der politischen Landschaft dieser Zeit nicht vollständig berücksichtigt.
(basierend auf 27 Leserbewertungen)
Serving the Reich: The Struggle for the Soul of Physics Under Hitler
Die fesselnde Geschichte der führenden Physiker in Deutschland - darunter Peter Debye, Max Planck und Werner Heisenberg - und wie sie sich in den 1930er und 40er Jahren mit der Arbeit im NS-Staat arrangierten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg behaupteten die meisten Wissenschaftler in Deutschland, sie seien unpolitisch gewesen oder hätten sich dem NS-Regime aktiv widersetzt, aber die wahre Geschichte ist viel komplizierter. In Serving the Reich wirft Philip Ball einen neuen Blick auf diese kontroverse Geschichte, indem er die Karriere von Peter Debye, dem Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physik in Berlin, mit der zweier anderer führender Physiker in Deutschland während des Dritten Reichs vergleicht: Max Planck, der "elder statesman" der Physik, nach dem heute die wichtigste wissenschaftliche Gesellschaft Deutschlands benannt ist, und Werner Heisenberg, der Debye als Direktor des Instituts ablöste, als dieses sich auf die Entwicklung von Kernkraft und Waffen konzentrierte.
Mit einer Mischung aus Geschichte, Wissenschaft und Biografie bietet Balls fesselnde Erkundung des Lebens von Wissenschaftlern während des Nationalsozialismus ein eindrucksvolles Porträt moralischer Entscheidungen und persönlicher Verantwortung, als Wissenschaftler sich in der "Grauzone zwischen Komplizenschaft und Widerstand" bewegten. Balls Bericht über die verschiedenen Entscheidungen, die diese drei Männer und ihre Kollegen getroffen haben, zeigt, dass es keine eindeutigen Antworten oder Urteile über ihr Verhalten geben kann. Doch trotz dieser Unklarheiten macht Ball deutlich, dass der deutsche Wissenschaftsbetrieb insgesamt keinen ernsthaften Widerstand gegen die Nazis leistete und in vielerlei Hinsicht als williges Instrument des Staates agierte.
In Serving the Reich wird untersucht, was uns diese problematische Geschichte über das Verhältnis zwischen Wissenschaft und Politik heute sagen kann. Letztlich, so Ball, kann das Bestreben, die Wissenschaft als abstrakte Erforschung der Natur darzustellen, die "über der Politik" steht, dazu führen, dass Wissenschaft und Wissenschaftler in gefährlicher Weise kompromittiert und anfällig für politische Manipulationen werden.