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In Kierkegaard's Garden with the Poppy Blooms: Why Derrida Doesn't Read Kierkegaard When He Reads Kierkegaard
Chris Boesel lädt die Leser zu einem literarischen Kunstgriff im Stil Kierkegaards ein, indem er zwei pseudonyme Stimmen erschafft - eine philosophische und dekonstruktive, eine theologische und bekenntnishafte -, um eine Begegnung zwischen zwei Kommentaren zu Kierkegaards Furcht und Zittern zu inszenieren.
Auf der einen Ebene zeigt der Wettstreit zwischen den beiden Kommentaren, inwieweit eine Begegnung zwischen Dekonstruktion und Kierkegaard nicht dort stattgefunden hat, wo alle glauben, dass sie stattgefunden hat, nämlich in Derridas Lektüre von Furcht und Zittern in Die Gabe des Todes. Auf einer tieferen Ebene argumentiert Boesel, dass Derridas Fehlinterpretation von Furcht und Zittern sowohl Quelle als auch Symptom eines umfassenderen Problems ist: ein apophatischer blinder Fleck in der dekonstruktiven Auseinandersetzung mit der christlichen Theologie in der Religionsphilosophie und der postmodernen Theologie.
Dieser blinde Fleck löscht die theologischen und ethischen Möglichkeiten dessen aus, was Boesel einen Kierkegaard'schen Bekenntnisglauben nennt, Möglichkeiten, die in einer "dekonstruktiven Dekonstruierbarkeit" wurzeln, die ihre eigenen dekonstruktiven Effekte hervorbringt. Als Korrektiv zu diesem blinden Fleck zeigt die hier inszenierte Begegnung zwischen Dekonstruktion und Kierkegaard, wie diese Wirkungen genau das tun, was die selbsternannten apophatischen Heilmittel des "Bekenntnisglaubens" ankündigen: Sie stören die menschliche Herrschaft über Gott und den Nächsten und rufen gleichzeitig zu konkreten Verpflichtungen zur Gerechtigkeit für die Witwe, die Waise und den Fremden auf.