Bewertung:

Das Buch bietet eine provokante Betrachtung der russischen Geschichte durch eine postkoloniale Linse und hebt die Komplexität der kolonialen Vergangenheit Russlands hervor. Während einige Leser die gebotenen Einblicke zu schätzen wissen, kritisieren andere das Buch für seinen Mangel an wissenschaftlicher Strenge und seinen Rückgriff auf Verallgemeinerungen. Die Herangehensweise des Autors ruft tendenziell polarisierte Reaktionen hervor, wobei einige den konzeptionellen Rahmen des Buches loben und andere ihn als voreingenommen und unbegründet anprangern.
Vorteile:⬤ Bietet erhellende Einblicke in die russische Kolonialgeschichte
⬤ führt eine postkoloniale Perspektive ein
⬤ ist für Leser mit Vorkenntnissen der russischen Geschichte und Literatur interessant
⬤ einige finden es wertvoll und regt zum Nachdenken an.
⬤ Es fehlen konkrete Daten und Angaben, wie z.B. Karten und Diagramme
⬤ Es wird zu sehr verallgemeinert
⬤ Von einigen als unakademisch oder schlecht recherchiert angesehen
⬤ Es wird eine Voreingenommenheit gegenüber Russland wahrgenommen
⬤ Es wird kritisiert, dass das Thema der internen Kolonisierung nicht effektiv behandelt wird.
(basierend auf 8 Leserbewertungen)
Internal Colonization: Russia's Imperial Experience
Dieses Buch bietet eine radikal neue Lesart der russischen Kulturgeschichte. Alexander Etkind zeichnet nach, wie das Russische Reich fremde Gebiete eroberte und sein eigenes Kernland domestizierte, wodurch es viele Völker kolonisierte, auch die Russen. Diese Sichtweise der Kolonisierung als gleichzeitig intern und extern, als Kolonisierung des eigenen Volkes wie auch anderer Völker, ist für Wissenschaftler, die sich mit Imperium, Kolonialismus und Globalisierung beschäftigen, von entscheidender Bedeutung.
Beginnend mit dem Pelzhandel, der sein riesiges Territorium prägte, und endend mit dem Zusammenbruch Russlands im Jahr 1917, untersucht Etkind die Leibeigenschaft, die Bauernkommune und andere Institutionen der internen Kolonisierung. Seine Darstellung verdeutlicht die prägende Rolle ausländischer Kolonien in Russland, den selbstkolonisierenden Diskurs der klassischen russischen Geschichtsschreibung und die illusorischen Hoffnungen der Revolutionsführer auf ein Bündnis mit den exotischen, pazifistischen Sektierern. Indem er die Grenzen zwischen Geschichte und Literatur überschreitet, untersucht Etkind markante Schriften über Russlands imperiale Erfahrung, von Defoe bis Tolstoi und von Gogol bis Conrad.
In diesem bahnbrechenden Buch werden historische, theoretische und literarische Analysen auf höchst originelle Weise miteinander verbunden. Es ist eine unverzichtbare Lektüre für Studenten der russischen Geschichte und Literatur sowie für alle, die sich für die literarischen und kulturellen Aspekte der Kolonisierung und ihrer Folgen interessieren.