Bewertung:

Das Buch bietet eine anregende Analyse sozialer Interaktionen, wobei die Rolle der emotionalen Energie in Ritualen betont wird. Während die theoretische Grundlage wertvolle Einsichten liefert, werden einige Kapitel wegen mangelnder Tiefe und fehlender Berücksichtigung breiterer gesellschaftlicher Strukturen kritisiert.
Vorteile:Das Buch wird dafür gelobt, dass es sowohl theoretisch fundiert als auch praktisch nützlich ist und neue Einblicke in die Dynamik von Individuen und Gruppen bietet. Es stellt eine wirksame Synthese der Ideen von Durkheim und Goffman dar und bietet eine überzeugende Darstellung der Mikrointeraktionen und ihrer emotionalen Bedeutung.
Nachteile:Einige Rezensenten sind der Meinung, dass einige Kapitel zu lang sind und von kürzeren Erklärungen profitieren könnten. Kritisiert wird die Behandlung sozialer Hierarchien und der Ausschluss breiterer sozialer Kontexte, wodurch einige Argumente zu vereinfacht oder veraltet erscheinen.
(basierend auf 9 Leserbewertungen)
Interaction Ritual Chains
Sex, Rauchen und soziale Schichtung sind drei sehr unterschiedliche soziale Phänomene. Und doch, so argumentiert der Soziologe Randall Collins, werden sie und vieles andere in unserem sozialen Leben durch eine gemeinsame Kraft angetrieben: Interaktionsrituale.
Interaction Ritual Chains ist ein wichtiges Werk der soziologischen Theorie, das versucht, eine radikale Mikrosoziologie zu entwickeln. Es geht davon aus, dass erfolgreiche Rituale Symbole der Gruppenzugehörigkeit schaffen und den Einzelnen mit emotionaler Energie aufladen, während misslungene Rituale emotionale Energie abziehen. Jeder Mensch bewegt sich von Situation zu Situation und wird von denjenigen Interaktionen angezogen, bei denen sein kulturelles Kapital die beste emotionale Energie abwirft.
Auch das Denken lässt sich durch die Verinnerlichung von Gesprächen im Fluss der Situationen erklären; das individuelle Selbst ist durch und durch sozial und wird von außen nach innen konstruiert. Die erste Hälfte von Interaktionsritualketten basiert auf den klassischen Analysen von Durkheim, Mead und Goffman und stützt sich auf mikrosoziologische Forschungen zu Gesprächen, Körperrhythmen, Emotionen und intellektueller Kreativität.
In der zweiten Hälfte wird erörtert, wie Aktivitäten wie Sex, Rauchen und soziale Schichtung durch rituelle Interaktionsketten geprägt werden. Das Buch befasst sich beispielsweise mit der emotionalen und symbolischen Natur des sexuellen Austauschs aller Art - vom Händchenhalten über die Masturbation bis hin zu sexuellen Beziehungen mit Prostituierten - und beschreibt gleichzeitig die damit verbundenen Interaktionsrituale.
Dieses Buch wird nicht nur Psychologen, Soziologen und Anthropologen ansprechen, sondern auch diejenigen, die sich mit so unterschiedlichen Bereichen wie menschlicher Sexualität, Religionswissenschaft und Literaturtheorie beschäftigen.