Bewertung:

Die Rezensionen zu „No Future“ von Lee Edelman zeichnen ein komplexes Bild, das eine Mischung aus Bewunderung für die herausfordernden Ideen und Kritik an der Zugänglichkeit und praktischen Anwendung des Buches zeigt. Die Leser empfanden das Buch als intellektuell anregend, aber auch als überladen mit akademischem Fachjargon, den einige als zu schwer verständlich empfanden.
Vorteile:Viele Leser lobten das Buch für seine brillanten und zum Nachdenken anregenden Argumente über die Zukunft der Politik, insbesondere für seine Kritik an einer Politik, die sich auf Kinder konzentriert. Der Text wurde als fesselnd und zum Nachdenken anregend bezeichnet, und einige erkannten seine Bedeutung für die Queer-Theorie an.
Nachteile:Kritiker wiesen darauf hin, dass der akademische Schreibstil übermäßig komplex und für ein breiteres Publikum oft nicht zu verstehen sei. Einige fanden den Inhalt repetitiv und ohne substanzielle politische Alternativen und beschrieben ihn als stark auf die Lacansche Theorie gestützt, ohne klare praktische Implikationen zu liefern.
(basierend auf 7 Leserbewertungen)
No Future: Queer Theory and the Death Drive
In dieser scharfen Polemik entwirft Lee Edelman eine radikal kompromisslose neue Ethik der Queer Theory. Sein Hauptziel ist die allgegenwärtige Figur des Kindes, die er als Dreh- und Angelpunkt unserer universellen Politik des „reproduktiven Futurismus“ versteht.
Edelman argumentiert, dass das Kind, verstanden als schutzbedürftige Unschuld, die Möglichkeit der Zukunft repräsentiert, gegen die das Queer als Verkörperung eines unerbittlich narzisstischen, antisozialen und zukunftsverneinenden Antriebs positioniert wird. Er beharrt kühn darauf, dass die Wirksamkeit von Queerness gerade in ihrer Bereitschaft liegt, diese Verweigerung der sozialen und politischen Ordnung zu akzeptieren. In No Future fordert Edelman Queers dazu auf, die Haltung der Anpassung aufzugeben und ihren Status als Figuren für die Kraft einer Negativität zu akzeptieren, die er mit Ironie, jouissance und letztlich dem Todestrieb selbst in Verbindung bringt.
In enger Auseinandersetzung mit literarischen Texten liefert Edelman überzeugende Argumente für die Vorstellung von Scrooge ohne Tiny Tim und Silas Marner ohne den kleinen Eppie. Mit Blick auf Alfred Hitchcocks Filme nimmt er sich zwei der berüchtigtsten Schöpfungen des Regisseurs vor: den sadistischen Leonard aus Nord im Nordwesten, der auf die Hand tritt, die das Paar über dem Abgrund hält, und die furchterregenden Titelfiguren aus Die Vögel mit ihrer Vorliebe für Kinder.
Edelman erweitert die Reichweite der zeitgenössischen psychoanalytischen Theorie, indem er sie nicht nur auf Werke der Literatur und des Films, sondern auch auf so aktuelle politische Brennpunkte wie die Homo-Ehe und die homosexuelle Elternschaft anwendet. No Future wirft den theoretischen Fehdehandschuh hin und entwirft ein neues Bild von Queerness mit einer Leidenschaft, die mit Sicherheit eine ebenso leidenschaftliche Debatte unter den Lesern auslösen wird.