Bewertung:

Der Rezensent hält Kaplans Buch für eine wertvolle Ergänzung des Diskurses über den Klimawandel, insbesondere durch seine feministische Sichtweise auf dystopische Erzählungen. Obwohl es nicht zur Spitzenklasse gehört, enthält es starke Einsichten, die zum Nachdenken anregen.
Vorteile:Kaplans feministische Lesarten dystopischer Werke, die aufschlussreiche Schilderung persönlicher Erfahrungen nach dem Hurrikan Sandy, das Konzept des „prä-traumatischen Stresses“ und die durchdachten Unterscheidungen zwischen Melancholie und Trauer im Zusammenhang mit dem Klimawandel.
Nachteile:Im Vergleich zu anderer Literatur über den Klimawandel wird dieser Beitrag nicht als erstklassig angesehen.
(basierend auf 1 Leserbewertungen)
Climate Trauma: Foreseeing the Future in Dystopian Film and Fiction
Jeden Monat gibt es neue wissenschaftliche Erkenntnisse, die zeigen, wie menschliche Aktivitäten, von der Rohstoffgewinnung bis hin zu Kohlenstoffemissionen, unserer Welt beispiellosen, vielleicht irreparablen Schaden zufügen. Wenn wir diese Berichte über den Klimawandel und ihre Vorhersagen für die Zukunft der Erde hören, empfinden viele von uns ein unangenehmes Gefühl von Déjà-vu, als ob wir den traurigen Ausgang dieser Geschichte bereits gesehen hätten.
In Anlehnung an die jüngste Forschung, die den Klimawandel als eine Form von "langsamer Gewalt" analysiert, die der Mensch der Umwelt zufügt, stellt Climate Trauma die Theorie auf, dass diese Gewalt von einem eigenen psychologischen Zustand begleitet wird, den der Autor als "prätraumatische Belastungsstörung" bezeichnet. Die renommierte Medienwissenschaftlerin E. Ann Kaplan untersucht eine Reihe von Filmen, die sich eine dystopische Zukunft vorstellen, und geht der Frage nach, wie die zunehmende Verbreitung dieser Werke unser Gefühl des drohenden Schreckens verschärft hat. Sie geht aber auch der Frage nach, wie diese Filme uns dabei helfen können, uns produktiv mit unseren Ängsten auseinanderzusetzen, indem sie uns einen scheinbar prophetischen Blick auf die erschreckende Zukunft gewähren, die wir vielleicht noch vermeiden wollen.
Neben dystopischen Klassikern wie Soylent Green und neueren Beispielen wie The Book of Eli dehnt Climate Trauma auch die Grenzen des Genres aus und bezieht Filme wie Blindness, The Happening, Take Shelter und eine Reihe von Dokumentarfilmen über den Klimawandel ein. Diese eklektischen Texte erlauben es Kaplan, die typischen blinden Flecken des Genres zu umreißen, das die Klimakatastrophe selten aus der Sicht von Frauen oder Minderheiten darstellt. Durch die anschauliche Synthese neuester Forschungsergebnisse aus den Bereichen Medienwissenschaft, psychoanalytische Theorie und Umweltwissenschaft gibt uns Climate Trauma die Werkzeuge an die Hand, die wir brauchen, um aus unseren Albträumen von einer katastrophalen Zukunft etwas Nützliches zu gewinnen.