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Colonial Fantasies: Conquest, Family, and Nation in Precolonial Germany, 1770-1870
Da Deutschland erst relativ spät zur Kolonialmacht wurde, haben postkoloniale Theoretiker und die Geschichte des Kolonialismus ihm bisher wenig Aufmerksamkeit geschenkt.
Susanne Zantop deckt das koloniale Erbe und die kolonialen Vorstellungen Deutschlands auf und zeigt die Bedeutung kolonialer Phantasien - eine Art Kolonialismus ohne Kolonien - für die Herausbildung der deutschen nationalen Identität. Durch die Lektüre historischer, anthropologischer, literarischer und populärer Texte untersucht Zantop imaginäre koloniale Begegnungen von „Deutschen“ mit „Eingeborenen“ in der Literatur des späten 18.
und frühen 19. Jahrhunderts und zeigt, wie diese kolonialen Phantasien als Probe für tatsächliche koloniale Unternehmungen in Afrika, Südamerika und im Pazifik fungierten. Jahrhundert beschäftigten sich die Deutschen mit einem imaginären Drang nach kolonialer Eroberung und Besitz, der sich schließlich zu einer kollektiven Obsession entwickelte.
Zantop veranschaulicht den geschlechtsspezifischen Charakter der deutschen kolonialen Vorstellungswelt durch die kritische Lektüre populärer Romane, Theaterstücke und Reiseliteratur, die sich sexuelle Eroberung und Unterwerfung in kolonialen Gebieten vorstellen - oder Liebe und glückliche häusliche Beziehungen zwischen Kolonisator und Kolonisierten. Sie untersucht wissenschaftliche Artikel, philosophische Essays und politische Pamphlete, die zur Entstehung eines rassistischen kolonialen Diskurses beitrugen, und zeigt, dass die deutsche koloniale Vorstellungswelt von ihren frühesten Manifestationen an Ideen über eine spezifisch deutsche nationale Identität enthielt, die sich von den meisten anderen unterschied, wenn nicht sogar überlegen war.