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Commentary on the Twelve Prophets, Volume 2
Die Beiträge von Kyrill von Alexandria zur Theologie beschränken sich nicht auf seine herausragende Rolle im christologischen Konflikt des fünften Jahrhunderts, sondern sind auch für die Entwicklung der biblischen Exegese von entscheidender Bedeutung.
Auf der Grundlage von Erkenntnissen älterer Zeitgenossen untersucht Kyrill eingehend den historischen Kontext prophetischer Texte und nutzt sein Wissen über Ereignisse und geografische Orte, um seine Interpretationen abzuleiten. So unvollkommen sein Wissen auch sein mag, sein Ansatz verdient Bewunderung, weil er die historische Analyse mit moralischen und spirituellen Perspektiven verbindet und dabei ein Gleichgewicht erreicht, das weder als "alexandrinisch" noch als "antiochenisch" bezeichnet werden kann.
Diese Ausgewogenheit wird durch die große Vielfalt der von Kyrill herangezogenen Quellen gewährleistet, nämlich Didymus der Blinde, Hieronymus und Theodore von Mopsuestia. Kyrill wiederum hat einen direkten Einfluss auf Theodoret von Cyrus ausgeübt und damit ein Bindeglied in der Abfolge der patristischen exegetischen Entwicklungen geschaffen. Für Kyrill, wie für die Väter im Allgemeinen, garantiert die innere Einheit der Bibel, dass ihre Texte auf die Auslegung anderer Texte innerhalb des biblischen Kanons angewendet werden können.
Ein Schwerpunkt von Kyrills Auslegung ist die Beziehung zwischen Gott und seinem Volk, wie sie sich im Laufe der Geschichte entfaltet und einen souveränen Gott offenbart, der zwar keine Untreue duldet, aber geduldig die Irrenden korrigiert. Diese Beziehung ist die Grundlage eines Motivs, das das Alte und das Neue Testament vereint: Die Propheten dienen als Vorläufer des Erlösers; daher sprechen ihre Verkündigungen, obwohl sie oft auf die Ereignisse ihrer eigenen Zeit ausgerichtet sind, zu den Gläubigen aller Epochen.