Bewertung:

In den Rezensionen wird Wilhelm Reichs „Die Massenpsychologie des Faschismus“ als ein bedeutendes und provokatives Werk über die psychologischen Grundlagen des Faschismus hervorgehoben, das diesen mit sexueller Unterdrückung und autoritären Familienstrukturen in Verbindung bringt. Während viele Leser die revolutionären Ideen und die Relevanz für zeitgenössische Themen zu schätzen wissen, kritisieren andere das Festhalten an den Freudschen Prinzipien und Reichs ideologische Haltung, insbesondere seine Ansicht zum Kommunismus. Das Buch wird sowohl als tiefgreifende Kritik an den gesellschaftlichen Strukturen als auch als potenziell fehlerhaft aufgrund seines anekdotischen Charakters und seiner politischen Voreingenommenheit angesehen.
Vorteile:⬤ Bietet entscheidende Einblicke in die Zusammenhänge zwischen sexueller Unterdrückung und Faschismus und Autoritarismus.
⬤ Gut übersetzt und zugänglich, so dass ein breiteres Publikum angesprochen werden kann.
⬤ Wirft wichtige Diskussionen über gesellschaftliche Strukturen und ihre Auswirkungen auf die individuelle Freiheit auf.
⬤ Relevant für moderne politische Dynamiken und den Aufstieg des Autoritarismus.
⬤ Regt zum kritischen Nachdenken über persönliche und gesellschaftliche Moralvorstellungen an.
⬤ Einige Leser finden Reichs Schlussfolgerungen zu simpel oder empirisch nicht belegt.
⬤ Es wird kritisiert, dass sein Rahmenwerk zu sehr in der Freudschen Psychologie verwurzelt ist.
⬤ Der Text wird von einigen als eine Entschuldigung für den Kommunismus sowjetischer Prägung aufgefasst.
⬤ Anekdotische Beweise können die vorgebrachten Argumente abschwächen.
⬤ Bestimmte Interpretationen des Buches, wie z. B. die direkte Verbindung von Faschismus und christlicher Ideologie, wurden als fehlerhaft kritisiert.
(basierend auf 34 Leserbewertungen)
Mass Psychology of Fascism
Wilhelm Reichs klassische Studie ist ein einzigartiger Beitrag zum Verständnis eines der wichtigsten Phänomene unserer Zeit - des Faschismus. Reich lehnt die Vorstellung entschieden ab, der Faschismus sei die Ideologie oder das Handeln eines einzelnen Individuums oder einer Nationalität oder einer ethnischen oder politischen Gruppe.
Auch eine rein sozioökonomische Erklärung, wie sie von den Marxschen Ideologen vertreten wird, lehnt er ab. Er versteht den Faschismus als Ausdruck der irrationalen Charakterstruktur des Durchschnittsmenschen, dessen primäre biologische Bedürfnisse und Impulse seit Jahrtausenden unterdrückt wurden.
Die soziale Funktion dieser Unterdrückung und die entscheidende Rolle, die die autoritäre Familie und die Kirche dabei spielen, werden sorgfältig analysiert. Reich zeigt, wie jede Form des organisierten Mystizismus, einschließlich des Faschismus, auf die unbefriedigte orgastische Sehnsucht der Massen setzt.