Bewertung:

Mark Johnsons Buch bietet eine moderne Perspektive auf die menschliche Moral und integriert Kognitionswissenschaft, Neurobiologie und Evolutionsbiologie. Es stellt traditionelle ethische Dogmen in Frage und präsentiert einen innovativen Ansatz zum Verständnis von Ethik durch moralische Überlegungen.
Vorteile:Das Buch ist gut recherchiert, innovativ und bietet eine fundierte Sicht der menschlichen Moral. Es übt erfolgreich Kritik an überholten Moraltheorien und bietet überzeugende Einblicke in Empathie und die menschliche Natur. Viele Rezensenten loben Johnsons Genialität und sind der Meinung, dass das Werk akademisch streng ist und sich die Mühe lohnt, es zu lesen.
Nachteile:Einige Rezensenten sind der Meinung, dass das Buch nicht genügend metaethische Argumente enthält, und kritisieren Johnsons soziologischen Ansatz. Außerdem gab es Bedenken hinsichtlich der Tiefe der Kritik an den neueren kantischen Moraltheorien.
(basierend auf 7 Leserbewertungen)
Morality for Humans: Ethical Understanding from the Perspective of Cognitive Science
Was ist der Unterschied zwischen richtig und falsch? Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten, und doch versuchen wir ständig, sie so zu beantworten, indem wir uns häufig auf einen versteckten Vorrat an absoluten Regeln berufen, sei es von Gott, der universellen Vernunft oder gesellschaftlicher Autorität. Die Kombination von kognitiver Wissenschaft mit einem pragmatischen philosophischen Rahmen in Moral für Menschen: Ethical Understanding from the Perspective of Cognitive Science (Ethisches Verständnis aus der Perspektive der Kognitionswissenschaft) argumentiert Mark Johnson, dass der alleinige Verweis auf absolute Prinzipien und Werte nicht nur wissenschaftlich unhaltbar, sondern sogar moralisch fragwürdig ist.
Er zeigt, dass die Normen für die Art von Menschen, die wir sein sollten, und für die Art, wie wir einander behandeln sollten - die wir oft für universell halten - in Wirklichkeit häufig Veränderungen unterworfen sind. Und damit sollten wir uns abfinden. Unter Berücksichtigung des Kontextes bietet er eine bemerkenswert nuancierte, naturalistische Sichtweise der Ethik, die zeigt, dass wir unsere Normen kreativ an die gegebenen Bedürfnisse, aufkommenden Probleme und sozialen Interaktionen anpassen.
Der ethische Naturalismus ist nicht nur eine überarbeitete Form des Relativismus. In der Tat versucht Johnson, die Sackgasse zwischen Absolutismus und Relativismus zu überwinden, die eines der hartnäckigsten Probleme in der Geschichte der Philosophie gewesen ist.
Er tut dies durch einen sorgfältigen und umfassenden Blick auf die vielen Möglichkeiten, wie wir über Recht und Unrecht denken. Er zeigt, dass ein Großteil unseres moralischen Denkens automatisch und intuitiv ist, ein Bauchgefühl, dem wir nachgehen und versuchen, es mit rationaler Analyse und Argumenten zu rechtfertigen. Gute moralische Überlegungen beschränken sich jedoch nicht nur auf intuitive Urteile, die im Nachhinein durch Argumente gestützt werden.
Johnson weist auf ein entscheidendes drittes Element hin: Wir stellen uns vor, wie sich unsere Entscheidungen auswirken werden, wie wir oder die Welt sich durch jede unserer Handlungen verändern würden. Indem er diese imaginative Dimension des moralischen Denkens auslotet, liefert er eine psychologisch ausgefeilte Sichtweise des moralischen Problemlösens, die perfekt zu den verkörperten, kulturell eingebetteten und sich ständig weiterentwickelnden menschlichen Wesen passt, die wir sind.