Bewertung:

Das Buch ist eine klassische Sammlung von Aufsätzen eines renommierten Anthropologen, wobei der Schwerpunkt auf der bedeutenden Analyse der vormodernen muslimischen Gesellschaft und den Auswirkungen der Moderne auf den Glauben liegt. Die Aufsätze werden einzeln sehr geschätzt, wobei ein längerer Aufsatz, der philosophische Theorien mit historischen Perspektiven verbindet, besonders hervorsticht.
Vorteile:Außergewöhnliche Einsichten und Analysen eines renommierten Anthropologen, klassische, viel beachtete Aufsätze, insbesondere die detaillierte Untersuchung der vormodernen muslimischen Gesellschaft, eine intelligente Verbindung verschiedener philosophischer und historischer Konzepte und eine überzeugende Diskussion der Auswirkungen der Moderne.
Nachteile:Die Sammlung ist uneinheitlich, was dazu führen kann, dass sie sich unausgewogen anfühlt; manche Leser könnten die Länge des zentralen Essays überwältigend finden.
(basierend auf 1 Leserbewertungen)
Muslim Society
Von allen großen Weltreligionen scheint der Islam im zwanzigsten Jahrhundert die stärkste politische Anziehungskraft zu haben. Er stützt einige streng traditionelle und konservative Regime, ist aber auch in der Lage, intensive revolutionäre Begeisterung auszulösen und sich mit extremem sozialen Radikalismus zu vermischen.
Als Mittel der politischen Mobilisierung scheint sie den Marxismus zu überholen und alle anderen Religionen zu übertreffen. Das vorliegende Buch sucht nach den Wurzeln dieser Situation in der Vergangenheit. Die traditionelle muslimische Gesellschaft der Trockenzone hat in der Vergangenheit eine bemerkenswerte Stabilität und Homogenität gezeigt, trotz großer politischer Zersplitterung und des Fehlens einer zentralisierten religiösen Hierarchie.
Das Buch untersucht die Mechanismen, die zu diesem Ergebnis beigetragen haben - eine Zivilisation, in der (im Wesentlichen) schwache Staaten mit einer starken Kultur koexistierten, die einen starken Einfluss auf die von ihr beherrschten Bevölkerungen hatte. Eine literarische große Tradition, die von städtischen Gelehrten bewahrt wurde, lebte Seite an Seite mit einer gefühlsbetonten, ekstatischen Volkstradition, die von heiligen Linien, religiösen Bruderschaften und freiberuflichen Heiligen bewahrt wurde.
Die eine Tradition wurde von der städtischen Handelsklasse aufrechterhalten und erfasste den Rest der Gesellschaft in regelmäßigen Abständen in Wellen erwecklichen Enthusiasmus'; die andere beruhte auf den vielfältigen Funktionen, die sie in der ländlichen Stammesgesellschaft und unter den städtischen Armen erfüllte. Die beiden Traditionen waren miteinander verflochten, standen jedoch in einer latenten Spannung, die von Zeit zu Zeit an die Oberfläche trat.
Das Buch zeichnet nach, wie der Einfluss der modernen Welt durch Kolonialismus und Industrialisierung das einst stabile Gleichgewicht erschütterte und dazu beitrug, dass die einstige urbane Große Tradition zur allgegenwärtigen und dominierenden wurde, was schließlich in dem eifrigen und radikalen Islam gipfelte, der heute so prominent ist. Die Argumentation wird sowohl abstrakt formuliert als auch durch eine Reihe von Fallstudien und Untersuchungen spezifischer Aspekte sowie durch die kritische Auseinandersetzung mit konkurrierenden Interpretationen veranschaulicht.