Bewertung:

Occidentalism von Ian Buruma und Avishai Margalit untersucht die negative Wahrnehmung des Westens, insbesondere in islamischen Kulturen, und verfolgt die intellektuellen Wurzeln dieser Feindseligkeit zu verschiedenen historischen Bewegungen im Westen selbst, insbesondere der deutschen Romantik. Die Autoren argumentieren, dass die falschen Vorstellungen über den Westen oft von dessen eigenen selbstkritischen Tendenzen herrühren. Allerdings wurde das Buch wegen seines Mangels an Kohäsion und Tiefe in bestimmten Bereichen kritisiert.
Vorteile:Das Buch ist gut geschrieben und bietet eine aufschlussreiche Untersuchung der historischen und philosophischen Ursprünge der antiwestlichen Gefühle. Es bietet eine einzigartige Perspektive, indem es die östliche Kritik mit westlichen intellektuellen Traditionen, insbesondere der deutschen Romantik, verknüpft. Die Leser schätzen die Kürze des Buches, die es zu einer leicht zugänglichen Lektüre macht. Es ermutigt die Leser, das Zusammenspiel von Ideen und die Komplexität kultureller Identität zu berücksichtigen.
Nachteile:Kritiker weisen darauf hin, dass das Buch fragmentarisch wirkt und eine klare, kohärente These vermissen lässt. Einige Leser finden, dass es sich zu sehr auf historische und philosophische Ideen stützt, ohne die politischen und wirtschaftlichen Faktoren, die zu antiwestlichen Gefühlen beitragen, angemessen zu behandeln. Die Behandlung bestimmter Themen, wie z. B. des Islamismus, kann als oberflächlich empfunden werden. Darüber hinaus argumentieren einige, dass das Buch keine praktischen Lösungen oder umsetzbare Einsichten in Bezug auf aktuelle Probleme bietet.
(basierend auf 47 Leserbewertungen)
Occidentalism: The West in the Eyes of Its Enemies
Vor fünfundzwanzig Jahren brachte Edward Saids Orientalismus eine ganze Generation von Wissenschaftlern hervor, die sich mit der verunglimpfenden und gefährlichen Fata Morgana des "Ostens" im kolonialen Denken des Westens beschäftigten. Doch "der Westen" ist die gefährlichere Fata Morgana unserer Zeit, so Ian Buruma und Avishai Margalit, und die Idee des "Westens" in den Köpfen seiner selbsternannten Feinde bleibt weitgehend ununtersucht und wird auf beklagenswerte Weise missverstanden. Okzidentalismus ist ihre bahnbrechende Untersuchung der dämonisierenden Fantasien und Stereotypen über die westliche Welt, die den Hass in den Herzen der anderen schüren.
Im Allgemeinen verstehen wir den "radikalen Islam" als ein rein islamisches Phänomen, aber Buruma und Margalit zeigen, dass der islamische Teil des radikalen Islams zwar durchaus islamisch ist, der radikale Teil aber in erster Linie dem Westen etwas zu verdanken hat. Buruma und Margalit zeigen uns, dass der Buhmann des Westens, der ihr Denken verfolgt, derselbe ist, der die Gedanken vieler anderer revolutionärer Gruppen seit dem frühen neunzehnten Jahrhundert heimgesucht hat. In dieser Genealogie der Bestandteile der antiwestlichen Weltanschauung tauchen immer wieder dieselben Gegensätze auf: der heldenhafte Revolutionär gegen den zaghaften, weichen Bourgeois.
Der wurzellose, entfremdete Kosmopolit, der in der westlichen Stadt lebt und von den Wurzeln einer geistig gesunden Gesellschaft abgeschnitten ist.
Der sterile westliche Verstand, nur Vernunft und keine Seele.
Die maschinelle Gesellschaft, die vom Zentrum aus von einer Kabale von Eingeweihten - oft Juden - kontrolliert wird, die an den verborgenen Hebeln der Macht ziehen, im Gegensatz zu einer organisch zusammengewürfelten Gesellschaft, einer Gesellschaft aus "Blut und Boden". Der antiwestliche Virus hat in der islamischen Welt aus einer Reihe von legitimen Gründen einen guten Wirt gefunden, aber das macht ihn keineswegs zu einer ausschließlich islamischen Angelegenheit.
Als Werk von außerordentlicher Reichweite und Gelehrsamkeit wird Okzidentalismus unseren kollektiven Blickwinkel dauerhaft erweitern.