
Reading Ovid in Medieval Wales
Reading Ovid in Medieval Wales (Ovid im mittelalterlichen Wales lesen) bietet die erste vollständige Ausgabe und Diskussion des frühesten erhaltenen Fragments von Ovids Ars amatoria oder Die Kunst der Liebe, das aus dem Wales des neunten Jahrhunderts stammt; das Manuskript, das in Oxford aufbewahrt wird, ist stark glossiert, hauptsächlich in Latein, aber auch in Alt-Walisisch. Die vorliegende Studie des Altphilologen und Keltologen Paul Russell erörtert die Bedeutung des Manuskripts für die Altertumswissenschaften und wie es in die klassische Ovid-Tradition aufgenommen wurde.
Das Hauptaugenmerk dieses Bandes liegt jedoch auf der Glosse und dem Kommentar und darauf, was diese uns über den pädagogischen Umgang mit Ovids Text im mittelalterlichen Europa und Großbritannien und insbesondere in Wales lehren können. Russell argumentiert, dass diese kommentierte Fassung der Ars amatoria aus den Lehrtraditionen der karolingischen Welt hervorgegangen ist und dass die Kommentierung, so wie wir sie haben, das Produkt eines kumulativen Prozesses der Glossierung und Kommentierung des Textes war. Anschließend untersucht er andere glossierte Ovid-Handschriften, um zu zeigen, wie diese Anhäufung zustande gekommen ist.
Russell geht auch der faszinierenden Frage nach, warum Ovids Liebesdichtung zum Unterrichten lateinischer Verse in klösterlichen Kontexten verwendet werden sollte. Schließlich erörtert er die Verbindung zwischen diesem Manuskript und den zahlreichen Verweisen auf Ovid in der späteren walisischen Dichtung, wobei er vorschlägt, dass die ovidischen Verweise vielleicht allgemeiner auf die Liebesdichtung bezogen werden sollten.