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Panopticon
Eine Sammlung gewagter Kurzessays zu aktuellen Themen wie Politik, Wirtschaft, Religion und Gesellschaft.
Hans Magnus Enzensberger hat den Titel dieser Sammlung nicht von Jeremy Benthams berühmtem Gefängnis übernommen, sondern von einem Mitte der 1930er Jahre in Deutschland von Karl Valentin eröffneten Kuriositätenkabinett. „Dort“, schreibt Enzensberger, “konnte man neben Folterwerkzeugen auch allerlei Abnormitäten und sensationelle Erfindungen bewundern.“ Und das ist es, was er hier bietet: einen umfassenden, überraschenden Blick auf alle möglichen seltsamen Aspekte unserer heutigen Welt.
Enzensberger, der den Essay ebenso meisterhaft beherrscht wie die Belletristik und die Poesie, präsentiert hier komplizierte Gedanken mit leichter Hand, indem er neue Versionen alter Ideen mit ihren Vorläufern verknüpft, großzügig aus seinen Vorgängern zitiert und sich selbst unumwunden als Experte und Suchender präsentiert. Enzensberger, der Essayist, arbeitet nach dem Vorbild Montaignes, der sich nicht scheut, den Leser in unerwartete Richtungen zu führen, weil er weiß, dass der Prozess der Erkundung oft schon Belohnung genug ist, um einem Gedankengang zu folgen. In einer Zeit, die regelmäßig den Tod des öffentlichen Intellektuellen beklagt, ist Enzensberger das einzig Wahre: eine überragende Figur der deutschen Literatur, die sich weigert, ihr Denken oder ihre Arbeit in die enge Welt der Lyrik oder der Belletristik einzugrenzen.