Bewertung:

Stephen Mulhall untersucht in seinem Buch „Philosophical Myths of the Fall“ den Einfluss christlicher Themen, insbesondere der Konzepte des Sündenfalls, der Erbsünde und der Erlösung, auf das philosophische Denken von Nietzsche, Heidegger und Wittgenstein. Während die Philosophen selbst diese Themen abzulehnen oder zu ignorieren schienen, argumentiert Mulhall, dass ihre Werke eine säkularisierte Berufung auf christliche Ideen widerspiegeln. Das Buch bietet ein tiefgreifendes Überdenken von Identität und Menschlichkeit und regt damit sowohl Fans dieser Philosophen als auch Kritiker zum Nachdenken an.
Vorteile:Das Buch wird für seine Klarheit, Tiefe und eleganten Argumente gelobt. Mulhalls Fähigkeit, komplexe philosophische Ideen mit christlichen Themen zu verbinden, wird als originell und aufschlussreich angesehen. Es spricht ein breites Spektrum von Lesern an und lädt sie dazu ein, ihre Vorstellungen von säkularen und religiösen Identitäten zu überdenken. Darüber hinaus sind die Überlegungen des Autors zu bedeutenden Persönlichkeiten wie Nietzsche, Heidegger und Wittgenstein sowohl erhellend als auch zum Nachdenken anregend.
Nachteile:Einige Leser könnten die philosophischen Diskussionen als Herausforderung empfinden oder mit Mulhalls Interpretationen der drei Philosophen nicht einverstanden sein. Die Tatsache, dass das Buch Vorkenntnisse über diese Denker voraussetzt, könnte einige Leser abschrecken. Darüber hinaus könnte das Buch sowohl bei christlichen Lesern als auch bei säkularen Philosophen heftige Reaktionen hervorrufen, da es Verbindungen aufzeigt, die kontrovers oder unerwünscht erscheinen.
(basierend auf 3 Leserbewertungen)
Philosophical Myths of the Fall
Haben die Philosophen der Nachaufklärung die Idee der Erbsünde und damit die Auffassung, dass das Leben ein Streben nach Erlösung von ihr ist, abgelehnt? In Philosophical Myths of the Fall identifiziert und bewertet Stephen Mulhall eine überraschende ethisch-religiöse Dimension im Werk von drei sehr einflussreichen Philosophen - Nietzsche, Heidegger und Wittgenstein. Er fragt: Ist die christliche Vorstellung vom Menschen als etwas strukturell Fehlerhaftes etwas, das diese drei Denker einfach kritisieren wollen? Oder reproduzieren sie am Ende vielmehr säkulare Varianten derselben Mythologie?
Mulhall argumentiert, dass jeder von ihnen auf unterschiedliche Weise ein Menschenbild entwickelt, das der Erlösung bedarf: In ihren Werken erscheinen wir nicht so sehr als fähig oder anfällig für Irrtum und Fantasie, sondern vielmehr als strukturell pervers und in der Unwahrheit lebend. In dieser Hinsicht steht ihr Werk der christlichen Perspektive näher als dem Mainstream der Aufklärung. Alle drei Denker lehnen jedoch ausdrücklich ein religiöses Verständnis der menschlichen Perversität ab; ja, sie betrachten gerade das Verständnis des Menschen als ursprünglich sündig als zentral für das, wovon wir erlöst werden müssen.
Und doch reproduziert jeder von ihnen zentrale Elemente dieses Verständnisses in seinem eigenen Denken; jeder erzählt seinen eigenen Mythos von unserem Sündenfall und entwirft sein eigenes Bild der Erlösung. Das Buch schließt mit der Frage, ob diese Anlehnung an die Religion das Denken dieser Philosophen näher an die Wahrheit der conditio humana heranführt oder es stattdessen weiter von ihr entfernt.