Bewertung:

Das Buch bietet eine detaillierte und wissenschaftliche Untersuchung der Rolle von Pontius Pilatus bei der Kreuzigung Jesu, die sich auf verschiedene historische Quellen und Interpretationen stützt. Während viele Leser die Analyse fesselnd und informativ finden, kritisieren andere, dass es an klaren Beweisen und ansprechender Prosa mangelt und dass es sich nicht unbedingt um eine Biografie von Pilatus handelt.
Vorteile:⬤ Gelehrte und detaillierte Analyse der Rolle des Pontius Pilatus.
⬤ Bietet neue Einblicke in die Passionserzählungen.
⬤ Der Autor kennt sich mit römischem Recht und verschiedenen Sprachen aus.
⬤ Einige Leser fanden es fesselnd und zum Nachdenken anregend, besonders im Hinblick auf den historischen Kontext.
⬤ Einige schätzen die Herausforderung, die das Buch für die gängigen Auffassungen darstellt.
⬤ Es fehlt an ausreichenden historischen Referenzen, um viele Behauptungen zu untermauern.
⬤ Der Schreibstil ist unnötig kompliziert und dicht, was es schwer macht, ihm zu folgen.
⬤ Einige Schlussfolgerungen scheinen präskriptiv zu sein, ohne dass die Beweise angemessen diskutiert werden.
⬤ Es handelt sich nicht um eine einfache Biographie von Pilatus, was diejenigen enttäuscht, die detaillierte biographische Informationen suchen.
⬤ Schwierigkeiten bei der Übersetzung können das Verständnis des Textes erschweren.
(basierend auf 23 Leserbewertungen)
Pontius Pilate: Deciphering a Memory
Der römische Präfekt Pontius Pilatus ist seit dem ersten Jahrhundert von Gerüchten und Mythen umwoben, aber was wissen wir eigentlich über den Mann, der Jesus von Nazareth zum Kreuz verurteilte? In dieser bahnbrechenden, revidierten Biografie einer der umstrittensten Gestalten der Bibel erklärt der italienische Altphilologe Aldo Schiavone, was bei dem kurzen Treffen zwischen dem Statthalter und Jesus geschehen sein könnte und warum die Evangelien - und die Geschichte selbst - Pilatus zu einer Figur von immenser Doppeldeutigkeit gemacht haben.
Pontius Pilatus lebte an einem Wendepunkt sowohl in der religiösen als auch in der römischen Geschichte. Obwohl nur wenig über sein Leben vor der Passion bekannt ist, haben zwei Intellektuelle aus dem ersten Jahrhundert - Flavius Josephus und Philo von Alexandria - wichtige Momente von Pilatus' Herrschaft in Judäa aufgezeichnet, die die wichtigsten Elemente, die ihn definieren, geprägt haben. Durch die sorgfältige Analyse der komplexen Politik der jüdischen Kritiker des römischen Statthalters zeigt Schiavone Bedenken und Empfindlichkeiten der Menschen auf, die ihren weithin einflussreichen Behauptungen zugrunde lagen, insbesondere als die Anfänge des Christentums näher rückten.
Vor diesem historischen Hintergrund bietet Schiavone eine dramatische Neubewertung des Augenblicks der Begegnung zwischen Pilatus und Jesus, indem er aufzeigt, was wahrscheinlich zwischen ihnen gesagt wurde, und Dialogzeilen in den Evangelien identifiziert, die wohl fiktiv sind. Indem er subtile, aber bedeutsame Widersprüche in Details herausarbeitet, zeigt Schiavone, wie bestimmte Gesten und Äußerungen im Laufe der Jahre unabschätzbare Folgen hatten. Es entsteht ein menschliches Porträt von Pilatus, das zeigt, wie er angesichts eines fast unmöglichen Dilemmas reagierte: einerseits wollte er das Leben Jesu verschonen, andererseits hoffte er, die jüdischen Priester zufriedenzustellen, die seine Hinrichtung forderten. Gleichzeitig erforscht der Autor den Gedankengang Jesu und kommt zu einer verblüffenden Schlussfolgerung über Pilatus' Intuitionen in Bezug auf Jesus - eine Schlussfolgerung, die bisher noch nie erörtert worden ist.
Während wir fast nichts über das wissen, was davor oder danach geschah, beriet Pilatus am Vorabend des Passahfestes einige Stunden lang über ein Schicksal, das eine völlig neue Religion auslösen und einen müden Gefangenen für immer zum Sohn Gottes erheben sollte. Pontius Pilatus ist in seiner Analyse bahnbrechend und in seiner erzählerischen Darstellung ein fesselndes Porträt eines Mannes, der seit mehr als zweitausend Jahren an den Rand der Geschichte und der Legende gedrängt wurde.