
Putin's Russia and the Falsification of History: Reasserting Control over the Past
Dieses Buch bietet eine kühne Untersuchung der politischen Nutzung der Geschichte im heutigen Russland. Anton Weiss-Wendt argumentiert, dass die Geschichte eine weitere Disziplin ist, die vom Kreml zwecks Mobilisierung der Bevölkerung missbraucht wird. Er erklärt, wie die russische Regierung seit den pro-demokratischen Protesten in den Jahren 2011/12 die unabhängige Forschung lähmt und die staatlichen Institutionen auf die Förderung eines militanten Patriotismus ausrichtet. Der gesamte Staatsapparat wurde mobilisiert, um eine einzige, glorreiche historische Erzählung zu konstruieren, in deren Mittelpunkt der sowjetische Sieg über Nazideutschland steht.
Putin's Russia and the Falsification of History untersucht die komplizierten Netzwerke in Russland, die sich mit der "Geschichtsschreibung" befassen. Ob Holocaust oder sowjetischer Massenterror, Zaren oder Stalin - das Regime fördert eine synkretistische Interpretation der russischen Geschichte, die die Vorstellung von einem starken Staat und einer autoritären Herrschaft unterstützt. Diese Interpretation findet ihren Weg in neue Denkmäler, Ausstellungen und quasi-professionelle Vereinigungen. Zusätzlich zu den administrativen Kontrollmaßnahmen nutzt der russische Staat das Strafgesetzbuch, um kritische Sichtweisen auf die Geschichte zu zensieren, die in der Regel von Personen vertreten werden, die auch einen politischen Wandel in Russland fordern.
Dieses eindringliche Buch zeigt, wie die Geschichte in Russland immer mehr zu einem Element der politischen Technologie wird, wobei die systematische Zerstörung unabhängiger Institutionen die Zukunft der Geschichte als akademische Disziplin in Russland in Frage stellt.