Bewertung:

Das Buch bietet eine umfassende und wissenschaftliche Untersuchung der sowjetischen Besatzung Ostdeutschlands von 1945 bis 1949 und konzentriert sich auf deren politische und soziale Auswirkungen. Es beleuchtet einen wenig bekannten Aspekt der Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg, indem es die brutale Behandlung der deutschen Bevölkerung durch die sowjetischen Streitkräfte und das Versagen der sowjetischen Regierung detailliert beschreibt.
Vorteile:Gut recherchiert und informativ, bietet es einzigartige Einblicke in das Leiden der Deutschen unter der sowjetischen Besatzung. Der Autor nutzt neu verfügbares Archivmaterial und präsentiert einen ausgewogenen Bericht über diese Zeit. Er verbindet akademische Strenge mit fesselnden Erzählungen und spricht oft übersehene historische Themen an.
Nachteile:Für Gelegenheitsleser könnte das Buch unpersönlich oder zu akademisch wirken. Einige Rezensenten bemängelten Wiederholungen und eine fehlende Betonung des breiteren weltpolitischen Kontextes. Außerdem wurde die schlechte Druckqualität kritisiert, und einige fanden das Buch nicht fesselnd genug, um ihre Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten.
(basierend auf 17 Leserbewertungen)
Russians in Germany: A History of the Soviet Zone of Occupation, 1945-1949
1945, als die Rote Armee einmarschierte, war Ostdeutschland nicht "besetzt", sondern "befreit". Das war bis zum jüngsten Zusammenbruch des Sowjetblocks das, was in der Deutschen Demokratischen Republik als Geschichte galt. Nun zeigt Norman Naimark anhand von neu geöffneten Archiven in Russland und Deutschland, was während der sowjetischen Besatzung Ostdeutschlands von 1945 bis 1949 geschah. Sein Buch bietet einen umfassenden Einblick in die sowjetische Politik in der besetzten Zone und ihre praktischen Folgen für Deutsche und Russen gleichermaßen - und letztlich für das Nachkriegseuropa.
In reichhaltigen und klaren Details fängt Naimark die Stimmung und die tägliche Realität der Besatzung ein, das Chaos und die Widersprüche einer Zeit, die von Vergewaltigung und Unterdrückung, der Plünderung von Fabriken, der Ausbeutung der deutschen Wissenschaft und dem Aufstieg des ostdeutschen Polizeistaats geprägt war. Noch nie wurden diese Praktiken und ihr Platz in der sowjetischen Gesamtstrategie, insbesondere in der politischen Entwicklung der Zone, so gründlich behandelt. Hier haben wir zum ersten Mal einen klaren Blick darauf, wie die Russen die Nachkriegsordnung und die deutsche Frage betrachteten, wie sie ihre Politik in Fragen der Reparationen, des Technologietransfers und des Uranerwerbs gestalteten, wie sie ihre Ziele rechtfertigten, wie sie sie erreichten oder scheiterten und wie sie dabei Ostdeutschland veränderten. Die Russen in Deutschland führt uns auch tief in die Kulturpolitik hinein, da Naimark die Art und Weise untersucht, wie sowjetische Offiziere Film, Theater und Bildung einsetzten, um die Bolschewisierung der Zone zu fördern.
Einzigartig in seiner breiten, vergleichenden Betrachtungsweise der sowjetischen Militärregierung in Deutschland, füllt dieses Buch ein fehlendes - und letztlich faszinierendes - Kapitel in der Geschichte des modernen Europas.