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Schelling's Mystical Platonism: 1792-1802
Schelling wurde in den entscheidenden und aufregenden Jahren am Ende des 18. Jahrhunderts erwachsen, als die Philosophie Kants in die deutsche akademische Welt aufgenommen wurde. Zu dieser Zeit beschäftigte sich Schelling nicht nur mit der neuen kantischen Philosophie, sondern studierte auch intensiv die Dialoge Platons und tauchte in die neuplatonische Geisteskultur ein. Die Betrachtung dieser Aspekte von Schellings früher philosophischer Entwicklung wirft ein Licht auf seine grundlegenden Verpflichtungen. Während des ersten Jahrzehnts seines Erwachsenenlebens, von 1792 bis 1802, war Schelling ein mystischer Platoniker.
Naomi Fisher argumentiert, dass Schelling zwei übergreifenden Thesen verpflichtet ist, die zusammen seinen mystischen Platonismus ausmachen. Erstens hält Schelling das Absolute für unaussprechlich: Es kann nicht in begrifflichen Begriffen beschrieben werden. Aus diesem Grund bleibt es jedem philosophischen System inferentiell äußerlich und wird uns nur in bestimmten analogen Formulierungen, in Kunstwerken oder in der Natur als Ganzes angedeutet. Zweitens ist Schelling einer Art Prioritätsmonismus verpflichtet: Alle Dinge haben ihren Grund im Absoluten, aber die endlichen Dinge besitzen eine eigene integrale Einheit und damit eine eigene und relativ unabhängige Existenz.
Die Hervorhebung dieser Verpflichtungen löst einen Interpretationsstreit auf, demzufolge Schelling entweder ein fichteanischer Idealist oder ein Spinozist ist oder zwischen diesen Positionen schwankt. Die Deutung Schellings als Vertreter eines mystischen Platonismus bietet eine alternative Möglichkeit, diese frühen Texte zu interpretieren, so dass sie im Großen und Ganzen konsistent sind. Fisher stellt Schellings frühe Philosophie als eine einzigartige und überzeugende Verschmelzung von Altem und Neuem dar: Schelling erfüllt die charakteristischen Ziele der nachkantischen Philosophie auf eine Weise, die sich von denen seiner Zeitgenossen unterscheidet, indem er auf verschiedene Stränge des Platonismus zurückgreift und sich diese aneignet.