
Shyness and Dignity
Ein Ibsen-Gelehrter fällt verzweifelt aus der Gesellschaft heraus -Veröffentlichung anlässlich der Feierlichkeiten zu Ibsens 100.
Vor ihm standen neunundzwanzig junge Männer und Frauen im Alter von etwa achtzehn Jahren, die ihn ansahen und seinen Gruß erwiderten. Er bat sie, ihre Schulausgabe von Die Wildente herauszunehmen. Er war einmal mehr von ihrer feindseligen Haltung ihm gegenüber überrascht. Aber es ließ sich nicht ändern, er hatte eine Aufgabe zu erfüllen und zog sie durch. Von ihnen als Gruppe spürte er diese massive Abneigung, die von ihren Körpern ausging. Einzeln konnten sie sehr angenehm sein, aber zusammen, so wie jetzt, an ihren Schreibtischen, bildeten sie eine strukturelle Feindschaft, die sich gegen ihn und alles, wofür er stand, richtete.
Elias Rukla beginnt einen weiteren Tag unter dem bleiernen Himmel von Oslo. An der Oberschule, an der er unterrichtet, ergreift ihn ein neuer Einblick in Ibsens Die Wildente mit einer solchen Leidenschaft, dass er das Desinteresse seiner Schüler kaum bemerkt. Als nach der Stunde ein zerbrochener Regenschirm einen unberechenbaren Wutanfall auslöst, bemerkt er kaum die intensive Neugier der Schüler. Doch bald wird ihm klar, dass dieser Tag der entscheidende Tag seines Lebens sein wird.
Dag Solstad, der in Norwegen als einer der innovativsten Romanciers seiner Generation gepriesen wird, entwirft mit Schüchternheit und Würde das komplexe und reich gezeichnete Porträt eines Mannes, der sich unwiderruflich von der zeitgenössischen Kultur, der Politik und letztlich von der Menschheit entfremdet fühlt.