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Sexuality, State, and Civil Society in Germany, 1700-1815
Dieses seit langem erwartete Werk rekonstruiert die Art und Weise, wie sich die Bedeutung und der Gebrauch von Sex in jenem wichtigen Moment der politischen und sozialen Konfiguration veränderte, der als die Geburt der Moderne angesehen wird. Isabel V.
Hull analysiert den Wandel des „Sexualsystems“, der sich im deutschsprachigen Mitteleuropa vollzog, als der absolutistische Staat sein Monopol auf das öffentliche Leben aufgab und die Bildung einer unabhängigen Zivilgesellschaft vorantrieb. Hull definiert das Sexualsystem einer Gesellschaft als die Art und Weise, in der sexuelles Verhalten durch Institutionen geformt und mit Bedeutung versehen wird.
Sie zeigt, dass der absolutistische Staat, als er eine unabhängige Sphäre öffentlicher Aktivitäten förderte, sein theoretisch unbegrenztes Recht zur Regulierung des Sexualverhaltens aufgab und dieses Recht an die aktiven Bürger der neuen Zivilgesellschaft übertrug. Zu den Fragen, die dieser politische und soziale Wandel aufwirft, gehören: Wann ist sexuelles Verhalten eine gesellschaftliche Regelung wert? Bei welchen Verhaltensweisen und Gruppen ist ein Eingreifen erforderlich? Welchen Interpretationsrahmen wendet die Öffentlichkeit auf sexuelles Verhalten an? Hull überzeugt uns davon, dass das sexuelle System einer Kultur nur im Zusammenhang mit den Besonderheiten von Staat, Gesetz und Gesellschaft verstanden werden kann und dass viele konventionelle Weisheiten in Frage gestellt werden, wenn Staat und Gesellschaft durch die sexuelle Brille betrachtet werden.