
Social Avalanche: Crowds, Cities and Financial Markets
Individualität und Kollektivität sind zentrale Begriffe in der soziologischen Forschung. Unter Einbeziehung von Kulturgeschichte, Sozialtheorie, Stadt- und Wirtschaftssoziologie schlägt Borch ein innovatives Überdenken dieser Schlüsselbegriffe und ihrer Zusammenhänge durch das Konzept der sozialen Lawine vor.
In Anlehnung an die klassische Soziologie argumentiert er, dass die Individualität zwar ein Spannungsverhältnis zwischen dem Kollektiv und der individuellen Autonomie verkörpert, dass aber bestimmte Situationen, wie Menschenmengen und andere Momente des Gruppenverhaltens, das Individuum vollständig unter das Kollektiv subsumieren können. Diese Ereignisse, die so genannten sozialen Lawinen, führen zu der Erfahrung, plötzlich mitgerissen zu werden und sein Selbstgefühl zu verlieren. Städte befinden sich oft am Rande sozialer Lawinen, ihre Bewohner sind hin- und hergerissen zwischen entindividualisierendem Druck von außen und autonomer Selbstdarstellung.
In ähnlicher Weise argumentiert Borch, dass die heutigen Finanzmärkte, die vom computergesteuerten Handel beherrscht werden, voll von sozialen Lawinen und dem spannungsgeladenen Zusammenspiel von Mimesis und autonomer Entscheidungsfindung sind. Borch argumentiert, dass es nicht mehr Menschen, sondern vollautomatische Algorithmen sind, die auf diesen Märkten Lawinen lostreten.