
Dieses Handbuch gibt einen Überblick über die wichtigsten Ansätze der Sozial- und Kulturanthropologie zur hebräischen Bibel. Seit dem späten 19.
Jahrhundert hat sich die Bibelwissenschaft mit Fragen und Themen im Zusammenhang mit biblischen Geschichten aus einer Perspektive beschäftigt, die man heute als sozialanthropologisch bezeichnen könnte. Doch erst seit den 1960er Jahren haben Bibelwissenschaftler damit begonnen, Lesarten zu erstellen und Analysemodelle zu verwenden, die direkt aus der Sozialanthropologie stammen, um den Interpretationsspielraum der in den biblischen Quellen enthaltenen sozialen und historischen Daten zu erweitern. Das Handbuch gliedert sich in zwei thematische Hauptteile.
Teil 1 untersucht den Stellenwert der Bibel in der Sozialanthropologie, untersucht den Beitrag der Ethnoarchäologie zur Wiederherstellung der sozialen Welt des eisenzeitlichen Palästinas und bietet Erkenntnisse aus der Anthropologie des Mittelmeerraums für die Interpretation der biblischen Geschichten. Teil 2 enthält eine Reihe von Fallstudien zu anthropologischen Themen, die in der hebräischen Bibel auftauchen.
Dazu gehören Verwandtschaft und soziale Organisation, Tod, kulturelles und kollektives Gedächtnis und Ritualismus. In den Beiträgen wird auch untersucht, wie die biblischen Geschichten die Dynamik von Macht und Autorität, Geschlecht sowie Ehre und Scham offenbaren und wie sozialanthropologische Ansätze diese Erzählungen aufdecken und unser Wissen über die menschlichen Gesellschaften und den kulturellen Kontext der Texte vertiefen können.
Diese ethnografische Einführung, die das Fachwissen von Wissenschaftlern der Hebräischen Bibel und der Biblischen Archäologie vereint, wirft neue Fragen zu unserem Verständnis von Anthropologie und Bibel auf.