Bewertung:

Das Buch bietet einen umfassenden und schonungslosen Blick auf den Holocaust, wobei der Schwerpunkt auf der Brutalität der Täter jenseits der bekannten Todeslager liegt. Es enthält Berichte aus erster Hand und befasst sich mit schwierigen Fragen zu Gerechtigkeit und Motivation. Die Leser finden es informativ und lehrreich, auch wenn einige Kapitel langsamer sind und denjenigen, die sich bereits mit dem Thema auskennen, als grundlegend erscheinen mögen.
Vorteile:Informativ und aufschlussreich, liefert ungeschminkte Fakten über den Holocaust, enthält verstörende Berichte aus erster Hand, erweitert das Wissen über die üblichen Erzählungen hinaus, umfassend und unvoreingenommen, geeignet für Wissenschaftler und allgemeine Leser, lesbarer Schreibstil, lehrreich für verschiedene Zielgruppen.
Nachteile:Der erste Teil mag für diejenigen, die bereits mit dem Thema vertraut sind, als grundlegend erscheinen, einige Kapitel sind langatmig, werden von einigen Lesern als dünn empfunden, enthält keine wesentlichen Argumente für die gemeinsamen Ursachen der Gräueltaten, wird ungünstig mit anderen Werken wie Brownings „Ordinary Men“ verglichen.
(basierend auf 11 Leserbewertungen)
Perpetrators: The World of the Holocaust Killers
"Es gibt Monster, aber sie sind zu wenige, um wirklich gefährlich zu sein. Gefährlicher sind die einfachen Menschen, die Funktionäre, die bereit sind zu glauben und zu handeln, ohne Fragen zu stellen." Primo Levis Worte enthüllen eine erschreckende Wahrheit: Die Schuldzuweisung an abscheuliche politische Führer wie Hitler, Himmler und Heydrich ist notwendig, aber nicht ausreichend, um zu erklären, wie der Holocaust geschehen konnte. Diese Führer stützten sich nämlich auf viele Tausende von einfachen Männern und Frauen, die die Nazi-Maschinerie tagtäglich zum Laufen brachten - Mitglieder der Tötungskommandos, Wachleute, die die Züge zu den Vernichtungslagern begleiteten, zivile Angestellte der SS, die Fahrer von Gaswagen und das Personal von Todesfabriken wie Auschwitz. Warum kollaborierten diese einfachen Menschen und wurden bereitwillig zu Massenmördern? In Täter:Die Welt der Holocaustmörder versucht Günter Lewy, eine der verstörendsten Fragen der Geschichte zu beantworten.
Lewy stützt sich auf eine Fülle bisher unerschlossener Quellen, darunter Briefe und Tagebücher von Soldaten, die in Russland dienten, die Erinnerungen jüdischer Überlebender, Archivdokumente und vor allem die Prozessakten von Hunderten von Nazi-Funktionären. Das Ergebnis ist ein grauenhaftes, außerordentlich detailliertes Porträt der Holocaust-Täter, ihrer Denkweise und der Beweggründe für ihr Handeln.
Das Buch verbindet eine rigorose historische Analyse mit psychologischen Einsichten und untersucht die Dynamik der Beteiligung an groß angelegten Gräueltaten. Es bietet eine zum Nachdenken anregende und zeitgemäße Reflexion über die individuelle Verantwortung für kollektive Verbrechen. Lewy kommt zu dem Schluss, dass die Täter aus einer Vielzahl von Motiven heraus handelten - unter anderem aus Pflichtgefühl, Gehorsam gegenüber Autoritäten, Karrieredrang und blindem Glauben an die antisemitische Ideologie. Lewy, der die Kristallnacht 1938 selbst miterlebt hat und Sohn eines KZ-Überlebenden ist, hat nicht nur aus theoretischem Interesse nach den Gründen für den Holocaust gesucht: Es ist ein leidenschaftlicher Versuch, ein düsteres Kapitel seines Lebens - und der Menschheitsgeschichte - zu beleuchten, das nicht vergessen werden darf.