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Perceiving Animals: Humans and Beasts in Early Modern English Culture
Die Grenzen zwischen Mensch und Tier bildeten im frühneuzeitlichen England eine zerklüftete philosophische Landschaft. Im Londoner Bärengarten versammelten sich die Zuschauer, um das gefühllose und brutale Abschlachten von Tieren zu beobachten. Eine Welle von "neuen" Wissenschaftlern führte Vivisektionen an lebenden Tieren durch, um mehr über den menschlichen Körper zu erfahren.
In Perceiving Animals geht die britische Wissenschaftlerin Erica Fudge den Gefahren und Problemen des Anthropozentrismus in Texten aus den Jahren 1558 bis 1649 nach. Akribische Untersuchungen wissenschaftlicher, juristischer, politischer, literarischer und religiöser Schriften bieten einzigartige und faszinierende Darstellungen der menschlichen Wahrnehmung der natürlichen Welt.
Ansichten, die aus Bestiarien - mittelalterlichen Abhandlungen über Tiere - übernommen wurden.
Sie betrachteten Tiere als empfindungslose Wesen, deren Vorzüge ausschließlich daran gemessen wurden, was sie den Menschen zur Verfügung stellten: Nahrung, Medizin, Kleidung, Reisen, Arbeit, wissenschaftliche Erkenntnisse. Ohne Gewissen oder Glauben wurden Tiere als dem Menschen weit unterlegen angesehen.
Während in den Schriften jener Zeit eine enorme biologische Überlegenheit behauptet wurde, behauptet Fudge, dass das tatsächliche menschliche Verhalten und die Logik - manchmal zufällig - dazu beitrugen, die angebliche Lücke zu schließen. Im Bärengarten hatte sogar ein Mann des niedrigsten sozialen Ranges Macht über ein gequältes Tier, was ihn allerdings unter die Bestien fallen ließ. Die Tierfabel selbst zeugt nicht von einem echten Verständnis der Tiere, da sie ihnen lediglich menschliche Eigenschaften zuschreibt, um humanistische Ideale zu vermitteln. Gelehrte und Schriftsteller griffen immer wieder auf die Tierwelt zurück, um darüber nachzudenken. Trotzdem nutzten die Wissenschaftler dieser Zeit Tiere für empirische und medizinische Erkenntnisse, erkannten biologische und geistige Ähnlichkeiten an, weigerten sich aber, die Überlegenheit des Menschen aufzugeben.
Mit einer aufschlussreichen Untersuchung von Ben Jonsons Volpone und faszinierenden Einblicken in die Werke von Francis Bacon, Edward Coke und Richard Overton untersucht Fudge Fragen des Tierbesitzes und der biologischen und spirituellen Überlegenheit im England der frühen Neuzeit, die sich mit philosophischen Fragen decken, die auch in der heutigen Gesellschaft noch relevant sind.