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The Care of the Dead in Late Antiquity
In diesem provokanten Buch stellt Ric Rebillard viele lang gehegte Annahmen über frühchristliche Bestattungsbräuche in Frage. Jahrzehntelang haben Gelehrte des frühen Christentums argumentiert, dass die Kirche bereits im dritten Jahrhundert Bestattungsplätze für Christen besaß und betrieb. Durch eine sorgfältige Lektüre von Primärquellen, darunter Rechtskodizes, theologische Werke, epigraphische Inschriften und Predigten, zeigt Rebillard, dass es kaum Anhaltspunkte dafür gibt, dass Christen in dieser frühen Zeit exklusive oder isolierte Begräbnisstätten besaßen.
Noch im vierten und fünften Jahrhundert schrieb die Kirche den Gläubigen keine besonderen Rituale für die Beisetzung der Toten vor. Bei der Vorbereitung der Christen auf die Bestattung waren in der Regel die nächsten Angehörigen und nicht die Vertreter der Kirche dafür zuständig, welche Form des Ritus zelebriert werden sollte, und aus Inschriften und Grabsteinen geht hervor, dass sich die Christen bei der Bestattung ihrer Toten größtenteils nicht von Nichtchristen abgrenzten. Rebillard zufolge erlangte die Kirche erst im frühen Mittelalter die Kontrolle über die Bestattungspraktiken, und christliche Friedhöfe wurden üblich.
In dieser Übersetzung von Religion et S pulture: L' glise, les vivants et les morts dans l'Antiquit tardive verändert Rebillard unser Verständnis des frühen Christentums grundlegend. Die Totenfürsorge in der Spätantike wird die Gelehrten dieser Zeit zwingen, ihre Annahmen über die frühen Christen zu überdenken, die sich im täglichen Leben und in der rituellen Praxis von ihren heidnischen Zeitgenossen unterschieden.