Bewertung:

Das Buch bietet eine eingehende, lehrreiche Erkundung des Lebens von „Travestis“ (Transgender-Sexarbeiterinnen) in Brasilien und stellt ihre Erfahrungen, ihren kulturellen Kontext und ihre Erkenntnisse über Geschlecht und Sexualität dar. Das Buch wurde für seinen einfühlsamen und unvoreingenommenen journalistischen Ansatz gelobt, aber auch für sein mangelndes kontextuelles Verständnis der brasilianischen Gesellschaft in Bezug auf Ethnie, Klasse und Religion kritisiert.
Vorteile:⬤ Lehrreich und augenöffnend
⬤ präsentiert unvoreingenommene, sachliche Informationen aus einer journalistischen Perspektive
⬤ gut geschrieben und leicht verständlich
⬤ gibt marginalisierten Gruppen eine Stimme
⬤ stellt Annahmen über Geschlecht effektiv in Frage
⬤ sehr empfehlenswert für diejenigen, die Anthropologie und queere Kultur studieren.
⬤ Einige Tippfehler in der Kindle-Version
⬤ Kritik am mangelnden kontextuellen Verständnis der brasilianischen Kultur, insbesondere in Bezug auf Ethnie, Klasse und Religion
⬤ von einigen Lesern als zu dramatisch empfunden
⬤ einige Leser waren der Meinung, der Autor sei seinen Themen zu nahe, was die Objektivität beeinträchtige.
(basierend auf 28 Leserbewertungen)
Travesti: Sex, Gender, and Culture Among Brazilian Transgendered Prostitutes
In dieser dramatischen und fesselnden Erzählung verfolgt der Anthropologe Don Kulick das Leben einer Gruppe von transsexuellen Prostituierten (auf Portugiesisch Travestis genannt) in der brasilianischen Stadt Salvador. Travestis sind männliche Prostituierte, die oft schon im Alter von zehn Jahren weibliche Namen, Kleidungsstile, Frisuren und Sprachpronomen annehmen. Noch dramatischer ist, dass sie massive Dosen weiblicher Hormone zu sich nehmen und sich bis zu zwanzig Liter Industriesilikon in den Körper spritzen, um Brüste, breite Hüften und große Oberschenkel und Gesäß zu bekommen. Trotz dieser irreversiblen physiologischen Veränderungen identifiziert sich praktisch kein Travesti als Frau. Außerdem betrachten Travestis jeden Mann, der dies tut, als geistig gestört.
Kulick analysiert die verschiedenen Arten, wie Travestis ihren Körper modifizieren, erforscht die Beweggründe, die sie dazu bringen, diese besondere geschlechtliche Identität zu wählen, und untersucht die komplexen Beziehungen, die sie zueinander, zu ihren Freunden und zu ihren Familien unterhalten. Kulick geht auch darauf ein, wie Travestis ihren Lebensunterhalt durch Prostitution verdienen, und erörtert die Gründe, warum Prostitution für die meisten Travestis eine positive und bejahende Erfahrung ist.
Kulick argumentiert, dass Transgenderismus nie in einer „natürlichen“ oder willkürlichen Form auftritt, sondern zeigt, wie er in bestimmten sozialen Kontexten entsteht und bestimmte soziale Formen annimmt. Darüber hinaus legt Kulick nahe, dass Travestis - weit davon entfernt, von den normativen geschlechtsspezifischen Erwartungen abzuweichen - die Botschaften, die dem Geschlecht in der brasilianischen Gesellschaft und möglicherweise in weiten Teilen Lateinamerikas Bedeutung verleihen, destillieren und perfektionieren können.
Dank Kulicks einnehmender Stimme und scharfer Analyse ist dieser elegant geschriebene Bericht nicht nur eine bahnbrechende Studie in seinem Fachgebiet, sondern auch eine faszinierende Lektüre für alle, die sich für Sexualität und Geschlecht interessieren.