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Eine tagebuchartige Folge von Gedichten einer der bekanntesten zeitgenössischen Stimmen Österreichs.
Sehnsucht, Lebenslust, Altern, Sterblichkeit, Trauer und Blumen in ihrem unnachahmlichen späten Stil erkundend, ist études eine tagebuchartige Gedichtfolge einer der größten lebenden österreichischen Dichterinnen. Friederike Mayröckers fast tägliche Einträge geben uns einen einzigartigen Einblick in das Zusammenspiel von Sehnsucht und Schreibmotivation. Mayröcker schreibt, um eine entschwundene Welt präsent zu halten und um die Möglichkeiten der Gegenwart für ein ständiges Experimentieren zu nutzen.
Die Gedichte in diesem Band sind nicht nur Studien darüber, wie der Geist funktioniert, indem sie sich von Fragment zu Fragment bewegen, sondern auch Experimente mit Techniken der Wiederholung, Typografie, Collage und des Zitats. Mayröcker verwandelt die schlichte Seite in Räume radikaler Offenheit. Denn, so sagt sie, ein Gedicht ist das, was „alles aufmacht“. „Jedes Gedicht ist mit einem Datumsstempel versehen, und jedes Datum fungiert als eine Art Erlaubnis für Mayröcker, alles hineinzuschütten, von Notizen über Arztbesuche über wunderschön strukturierte Elegien bis hin zu sich obsessiv wiederholenden Erinnerungsfragmenten, die wie Teile einer wiederkehrenden Melodie auf das Ganze wirken.
Selten zuvor wurde der intime Prozess des Schreibens auf so exquisite Weise offengelegt wie in den Etüden. Dieser wichtige Band, der die Grenzen der literarischen Formen mit Mayröckers unverwechselbarem Stil überschreitet, schafft ein bewundernswertes Gleichgewicht zwischen Verspieltheit und ernsthafter Untersuchung.