Bewertung:

Das Buch bietet eine gut recherchierte und prägnante Biografie von Spencer Roane, einem weitgehend vergessenen Verfassungstheoretiker und Richter am Virginia Court of Appeals, der sich den föderalistischen Entscheidungen von John Marshall widersetzte. Er untersucht Roanes Überzeugungen in Bezug auf die Rechte der Bundesstaaten und seine bedeutenden, wenn auch oft übersehenen Beiträge zum amerikanischen Verfassungsrecht, insbesondere in Bezug auf die Entscheidung McCulloch v. Maryland.
Vorteile:Das Buch wird dafür gelobt, dass es kurz, gut lesbar und fesselnd ist und komplexe Rechtsgrundsätze effektiv verdichtet. Es beleuchtet die Bedeutung von Spencer Roanes Ideen und Beiträgen zur amerikanischen Geschichte und bietet Einblicke in den historischen Kontext der Entscheidungen von John Marshall. Der Autor zeichnet sich durch seine gründliche Recherche und die klare Darstellung von Roanes Argumenten aus.
Nachteile:Einige Kritiker sind der Meinung, dass das Buch nicht genug Ausgewogenheit bietet, indem es John Marshalls Argumente gleichermaßen behandelt, was zu einem unvollständigen Verständnis der Debatten um die Verfassungsauslegung führen könnte. Hinzu kommt, dass Roane zwar als bedeutende Persönlichkeit dargestellt wird, sein Charakter jedoch als unsympathisch beschrieben wird, was einige Leser abschrecken könnte.
(basierend auf 4 Leserbewertungen)
Irreconcilable Founders: Spencer Roane, John Marshall, and the Nature of America's Constitutional Republic
Virginier dominieren die frühe Geschichte der Vereinigten Staaten: Washington, Jefferson, Madison, Monroe, Patrick Henry, George Mason, George Wythe und John Marshall spielen in dieser Geschichte eine wichtige Rolle. Der ebenfalls aus Virginia stammende Spencer Roane (1762-1822), ein einflussreicher Jurist und politischer Denker, war ihnen in vielerlei Hinsicht ebenbürtig. Dennoch wird Roane in den Berichten über das frühe Amerika meist nicht erwähnt. Das mangelnde Interesse an Roane ist bemerkenswert, denn er war der philosophische Führer der Jeffersonianer, der Architekt der Staatsrechtslehre, ein Gesetzgeber, Essayist und siebenundzwanzig Jahre lang Richter am Obersten Gerichtshof von Virginia. Er war der Schwiegersohn von Henry, ein Vertrauter von Jefferson, Gründer des einflussreichen Richmond Enquirer und Kopf der "Richmond Junto".
Roanes Stellungnahmen begründeten die gerichtliche Überprüfung von Rechtsakten zehn Jahre vor der Entscheidung des Obersten Richters Marshall im Fall Marbury gegen Madison. Roane brachte auch die staatlich geförderte Kirche in Virginia zu Fall. Sein Abstieg ins historische Zwielicht ist umso merkwürdiger, als er Marshalls nationalistische Entscheidungen sowohl von der Richterbank aus als auch im Richmond Enquirer heftig kritisierte. Die Debatte zwischen diesen beiden Richtern ist vielleicht die umfassendste Diskussion über den Föderalismus außerhalb der Auseinandersetzungen, die bei der Ratifizierung der Verfassung der Vereinigten Staaten geführt wurden.
In Irreconcilable Founders (Unversöhnliche Gründer) nutzt David Johnson Roanes langjährigen Konflikt mit Marshall als Ballast für die allererste Biografie dieses äußerst einflussreichen, aber weitgehend vergessenen Richters und politischen Theoretikers. Da Roanes Rechtsauffassungen denen von Marshall weichen mussten, neigten Historiker dazu, ihn entweder abzutun oder ihn nur als lästigen Schwätzer zu betrachten. Ein weiterer Grund für seine Unbekanntheit ist die vergleichsweise geringe Zugänglichkeit von Roanes Leben: Es gibt kein einziges Archiv, in dem seine Unterlagen aufbewahrt werden, keine Wissenschaftler haben seine Rechtsgutachten systematisch ausgewertet, und niemand hat seine Aufsätze methodisch untersucht. Johnson führt diese und andere disparate Quellen zum ersten Mal zusammen, um Roanes Karriere, Persönlichkeit und Philosophie genau zu beschreiben. Er fasst auch die weitreichende Rechtsprechung des Richters zusammen und analysiert seine Vorhersagen über die Gefahren einer unkontrollierten Bundesmacht und eines aktivistischen Obersten Gerichtshofs. Obwohl zeitgenössische Juristen und Politiker Roanes Ansichten nicht beachteten, wiederholen viele in der heutigen politischen und juristischen Arena unbewusst immer häufiger seine Ansichten, was diese Neubewertung seines Lebens und seiner Ansichten zeitgemäß und relevant macht.