Bewertung:

Mary Eberstadts Buch „Urschreie“ ist eine überzeugende Analyse darüber, wie der Zusammenbruch der Familienstruktur, der durch die sexuelle Revolution noch verschärft wurde, zum Aufstieg der Identitätspolitik geführt hat. Die Autorin argumentiert, dass ein starkes familiäres Gefüge für die Herausbildung der persönlichen Identität unerlässlich ist und dass die Menschen in Ermangelung eines solchen Gefüges Antworten in der Politik suchen, was zu sozialen Unruhen führt. Das Buch fasst psychologische Erkenntnisse, historische Lektionen und Vergleiche mit dem Tierreich zusammen, um seine These zu untermauern, hat aber sowohl Lob als auch Kritik für seinen akademischen Stil und den vermeintlichen Mangel an wissenschaftlicher Strenge erhalten.
Vorteile:Das Buch ist gut geschrieben, regt zum Nachdenken an und bietet eine originelle Perspektive auf die Identitätspolitik. Viele Leser fanden es fesselnd und relevant, insbesondere für das Verständnis des aktuellen gesellschaftlichen Klimas. Es verknüpft persönliche Identitätskrisen effektiv mit kulturellen Phänomenen, bietet Einsichten aus verschiedenen Disziplinen und regt durch ansprechende Kommentare zum kritischen Denken an.
Nachteile:Kritiker bemängeln, dass es dem Buch an strengen wissenschaftlichen Beweisen mangelt und es oft in akademischen Jargon abgleitet, was es weniger zugänglich macht. Einige Leser sind der Meinung, dass Eberstadts Argumente einseitig oder allzu simpel erscheinen könnten, wenn sie komplexe soziale Probleme auf den Zusammenbruch der Familienstrukturen zurückführen. Einige waren der Meinung, dass das Buch von einer tieferen Erforschung bestimmter Themen oder einer solideren Schlussfolgerung profitieren könnte.
(basierend auf 31 Leserbewertungen)
Primal Screams
Wer bin ich? Diese Frage stellt sich heute in jeder Gesellschaft der westlichen Welt.
Heerscharen von Menschen - vor allem junge Menschen - haben sich von einem festen Selbstverständnis gelöst. Um das zu kompensieren, schließen sie sich ideologischen Stämmen an, die von der Identitätspolitik hervorgebracht wurden, und reagieren mit Wut auf jede vermeintliche Bedrohung ihrer Gruppe.
Während die Identitären die ideologisch Unreinen aufspüren und entlarven, sehen sich andere Bürger mit den Folgen ihres Grolls konfrontiert: eine Litanei von "Ismen", die auf allen Ebenen des kulturellen Lebens Amok laufen, der freie Markt der Ideen, der durch Agenden, die durch Megaphone geschrien werden, gedämpft wird, und ein Geist des allgemeinen Wohlwollens, der sich in einen Zustand ständiger Empörung verwandelt.
Wie sind wir hierher gekommen? Warum haben wir uns so erbittert gegeneinander aufgelehnt? In Primal Screams stellt die renommierte Kulturkritikerin Mary Eberstadt die provokanteste und originellste Theorie vor, die in den letzten Jahren vorgelegt wurde. Der Aufstieg der Identitätspolitik, so argumentiert sie, ist eine direkte Folge der Auswirkungen der sexuellen Revolution, insbesondere des Zusammenbruchs und der Schrumpfung der Familie.
Wie Eberstadt veranschaulicht, haben die Menschen seit jeher ihre Identität innerhalb der Verwandtschaftsstruktur gebildet. Die Großfamilie ist im wahrsten Sinne des Wortes der erste Stamm und Lehrer. Doch mit ihrem beispiellosen Niedergang in verschiedenen Bereichen sind Generationen von Menschen ins Abseits geraten und können die Frage "Wer bin ich?" in Bezug auf ursprüngliche Bindungen nicht mehr beantworten. In ihrer verzweifelten Suche nach Solidarität und Verbundenheit beanspruchen sie die Mitgliedschaft in politisierten Gruppen, deren Anzeichen von verzweifeltem Irrationalismus einem Urschrei nach familiärem und gemeinschaftlichem Verlust gleichkommen.
In ihrem tadellosen Stil und mit einem Einfühlungsvermögen geschrieben, wie man es im heutigen spaltenden Diskurs selten findet, besitzt Eberstadts Theorie eine immense Erklärungskraft, die kein ernsthafter Bürger ignorieren kann. Das Buch schließt mit drei prägnanten Essays von Rod Dreher, Mark Lilla und Peter Thiel, die jeweils ihre Sichtweise auf die beeindruckende Argumentation der Autorin darlegen.